Die 10 Tage unserer Quarantäne vergehen schnell. Wir räumen mal wieder auf in unserem Heim, erledigen Telefonate, planen die nächsten Monate und machen Termine für Friseur, Arzt, Fußpflege und diverse Werkstätten. Auch ein paar wichtige Bestellungen wie Handyhüllen, Cremes und GoPro-Zubehör werden ausgeführt. Ansonsten lassen wir es uns gut gehen und chillen vor uns hin.
Apfel-Crumble im schweren Gußtopf mit Vanilleeis
Als Nachtisch gibt es Apfelcrumble aus dem gusseisernen Topf auf und unter Holzkohle. Dazu einen „Bobbel“ Vanilleeis – seeeehr lecker.
Es gibt auch zum ersten Mal in diesem Jahr Spargel mit Kräuterflädle!
Und mal wieder gefüllte Paprika.
Uwe sprachlos – selten genug
Nicole macht ein kleines Video und Uwe bringt nur wenige Wort heraus …
02.06.2020 – Michi kommt nach Krummbek
Heute kommt unser Sohn Michael für ein paar Tage aus Göppingen nach Krummbek zu Besuch. Mit der Bahn kommt er um 14:30 Uhr in Kiel an. Da wir ja immer noch in Quarantäne sind, holt Paddy ihn mit dem Auto vom Bahnhof ab. Wir haben uns seit Dezember 2019 nicht mehr gesehen und Michi hatte am 30. Mai Geburtstag. Den feiern wir dann auch mit einer „Käsesahne“ und einem Benjamin Blümchen Kuchen nach – mit einem kleinen Missgeschick beim austeilen.
Michael hat auch mein neues HUAWEI P30 PRO Smartphone mitgebracht, das ich nach Göppingen habe liefern lassen. Wir gingen ja davon aus, dass wir zuerst dort ankommen, bevor wir nach Krummbek weiterfahren. Damit ist unser Sohn dann auch ein paar Stunden beschäftigt – meine Daten vom P10 auf das neue P30 – platt machen – und dann die Daten von Tini‘s Samsung auf mein altes P10. Gut, dass sich damit jemand auskennt! Alle Daten sind übertragen und es sind nur ein paar erneute Anmeldungen erforderlich, bis alles wieder funktioniert.
04.06.2020 – erster Tag nach der Corona-Quarantäne
Yippiiiii! Wir sind frei und dürfen uns wieder bewegen. Als erstes sehen wir uns nach einer TÜV-Station um, da TÜV und ASU bei unserem SMART seit Februar und beim WOMO seit März abgelaufen sind. Für den SMART sollen wir einfach nächste Woche ohne Termin vorbeikommen. Das WOMO ist zu groß – passt nicht in die Halle. Da müssen wir uns noch kümmern.
Zufällig kommt heute Morgen der Schornsteinfeger “Torge”ins Haus, der gleich einen Tipp für eine Werkstatt hat. Der kommt halt rum und kennt ‘ne Menge Leute. Dort können wir den fälligen 20.000 KM Service für den Smart machen lassen. Auf dem Weg zum ersten Einkauf in Deutschland (DM, Aldi, Baumarkt) fahren wir nach Schwentinental bei Kiel. Auf dem Weg dorthin fahren wir an der empfohlenen „Werkstatt Paustian“ vorbei. Im Büro sitzen zwei Mechaniker und starren in ihre Bildschirme. Wir fragen nach einem Termin für die Inspektion und ob auch TÜV möglich wäre. Einer schaut hoch und fragt seinen vermeintlichen Kollegen am Nachbarplatz: „Machst Du TÜV für‘n Smart?“. Kollege grinst: „Och ne, eigentlich nich“. Ist ja nur eine Zündkerze mit Dach“. An uns gewandt: „Wollt ihr warten?“.
Es stellt sich raus, dass der TÜV gerade im Haus ist und der junge Mann am „Nachbartisch“ der Beauftragte des TÜV ist. Wir warten also 30 Minuten und fahren vom Hof mit neuem TÜV und einem Termin in 14 Tagen für den Service. Das war doch mal eine coole Aktion.
Mit unserem Wohnmobil haben wir nicht so viel Glück. Ein Termin für ein „paar Kleinigkeiten“ zu richten und TÜV gestaltet sich schwierig vor August. So lange wollen wir eigentlich gar nicht hierbleiben. Aber mit dem TÜV können wir nicht so lange warten und vorher sollte für die Gasprüfung ein Schlauch vorn Gasflasche zum Verteiler ersetzt werden.
Von unserer Werkstatt in Schwäbisch Gmünd warten wir gerade noch auf einen Vorschlag für den Ersatz unseres Kühlschrankes, der immer wieder seine Macken hat. Wir überlegen, den DOMETIC Absorber- gegen einen Kompressor-Kühlschrank zu ersetzen. Das ist aber nicht ganz so einfach, da der jetzige in einem TEC-Tower mit Backofen verbaut ist. Die Frage ist nun, ob der Kühlschrank ausgetauscht werden und der Backofen mit Gasanschluss eingebaut bleiben kann. Auch gäbe es bei einem Wechsel zum Kompressor den Nachteil, dass dieser dann nur noch mit Strom (12 Volt und 220 Volt) und nicht mehr zusätzlich mit Gas betrieben werden kann. Schauen wir mal, was Herr Stange sagt. Eine Lösung findet dieser sicher.
Wir haben vom Schornsteinfeger „Torge“ auch noch einen Tipp für das WoMo bekommen, der leider gerade telefonisch nicht erreichbar ist und sich auf unsere Meldung auf dem AB noch nicht gemeldet hat.
05.06.2020 – Tini geht zum Friseur
Nach 5 Monaten Marokko und Quarantäne steht heute der lang ersehnte Friseurtermin an. Auf Empfehlung von Nicole geht Tini zu Friseur „Coco“ nach Preetz. Und es war ein guter Tipp. Die neue Frisur mit Farbe und Locken gefällt richtig gut.
Mobile Pflege auch im Wohnmobil
Nicole arbeitet in der mobilen Altenpflege. Hier testen wir schon mal an, ob eine mobile Pflege auch im Wohnmobil funktionieren würde. Sieht doch ganz gut aus. Also auch im Alter – im wirklichen Alter! – sind wir im Wohnmobil gut aufgehoben und versorgt.
Sonntagskaffee in Heuer‘s Cafe
Bevor es in die neue Woche geht, besuchen wir zusammen mit Nicole und Andy deren Tochter Hannah an Ihrem Arbeitsplatz – Heuer’s Cafe in Neuschönberg. Leckere Torten, alles in der hauseigenen Konditorei hergestellt. https://www.bauernhof-heuer.de/
Wir sitzen unsere Corona-Quarantäne bei unserer Familie in Schleswig-Holstein ab. Das Wohnmobil steht direkt vor dem schönen Klinkerhaus.
Bis wir feststellen, dass das wohl der „Winterplatz“ ist. Im Schatten des Hauses ist es nämlich ganz schön kühl. Uwe: Norden eben!
Deshalb ziehen wir nach ein paar Tagen um auf den Sonnenstellplatz um. Kostet laut Andi zwar Aufschlag (Sonne muss im Norden extra bezahlt werden) 😊, aber das nehmen wir in Kauf.
Wie wir das schon kennen, geht die Planung erstmal ums Essen. Wir haben ja sonst nichts und dürfen nichts machen. Neffe Andi zaubert in seinem improvisierten Smoker Spareribs und Pulled-Pork. Stundenlanges marinieren, einlegen, bestreichen und 14 Stunden Garzeit. Gesmoked wird mit Kirschholzspänen.
Super lecker. Selbst die Hefe-Brötchen dazu sind selbst gebacken …. Flachback … wir kommen uns vor wie bei Aicha in Marokko!
Unser neues Video „Grenzschließung: 50 Tage aussitzen in Marrakech“ ist jetzt auch fertig. Da es mit über 50 Minuten sehr lang geworden ist, haben wir es in zwei Teile aufgeteilt:
1. bis 25 Tag – TEIL I
28. bis 50 Tag – Teil II
Danksagung an Maren und Ralf
Wir haben uns im Februar mit den Beiden in Tafraoute getroffen. Aus den geplanten 2 Tagen wurden dann glatt 60 Tage, die wir gemeinsam in Marokko ausgeharrt haben. Nicht immer am gleichen Platz, aber zu Anfang der Corona-Auszeit im Palmenhain von Tafraout, zum Schluss auf dem Campingplatz Schatz bei Marrakech und dann auf der gleichen Fähre nach Malaga.
Dass das mit dieser Fähre von TangerMed nach Malaga überhaupt geklappt hat, ist zu einem nicht geringen Teil den Beiden zu verdanken. Vor allem Maren hat sich mit viel Geduld und Zeitaufwand für die Kommunikation zwischen der deutschen Botschaft und den vielen deutsch sprachigen Campern engagiert. Sie hat die WhatsApp Gruppe „Wagenburg Marokko“ gegründet und moderiert. Mit viel, sehr viel Geduld. Vor allem die vielen Meckerer, Schwarzseher und Panikmacher waren ziemlich nervig. Genauso wie die 50%-Legastheniker, die nur die Hälfte lesen und dann losschreiben.
Ich habe mich oft gefragt, wie einige der WA-Gruppenmitglieder überhaupt nach Marokko gekommen sind? So hilflos wie sich manche angestellt und selbst das vorgekaute Vorgehen in einzelnen Schritten nicht auf die Reihe gekriegt haben. Kein Telefon – kein Internet – keine Ahnung – eine Reise mit dem Wohnmobil durch Marokko ist doch kein All-Inklusive-Urlaub wo man an der Hand durchgeführt wird.
Ich hätte das Geplänkel in den Gruppen nicht so lange mitgemacht. Aber Maren hat diese mit klaren Ansagen und Ermahnungen und strikter Hand geführt. Bis die Fähren dann nach und nach zu Stande kamen und bis auf wenige Unentschlossene alle Ausreisewilligen in Europa gelandet sind. Ich möchte auch nicht wissen, wie viele Tage an Arbeit bei Maren zusammenkommen würden, wenn man die ganzen Stunden in den 60 Tagen addieren würde.
Wir für unseren Teil möchten uns für diese Arbeit ganz herzlich bedanken!
Uns hat vor allem die Zusammenfassung der vielen Einzelinformationen der Botschaft, Mitarbeiter, Betroffene, Landsleute, Einheimische und Webseiten der Gesellschaften geholfen. Dazu noch die telefonische Kommunikation mit dem Kultur-Attaché Jörg Grotjohann von der Botschaft in Rabat und das posten der Ergebnisse und Abläufe.
Ich bin sicher, wir hätten auch aus den Einzelinformationen unsere Schlüsse gezogen und wären auch auf die Fähre gekommen. So war das aber viel stressfreier und wir konnten den Zwangsaufenthalt besser in unserer Schatz-Oase bei Marrakech genießen.
Am nächsten Morgen geht es früh los: wir haben ca. 2.500 bis 3.000 Kilometer vor uns. Durch Spanien und Frankreich geht es ohne Schikane. Alle Grenzübergänge sind offen und nicht besetzt – keine Kontrolle.
In Spanien übernachten wir auf einem Rastplatz. Neben der Tankstelle gibt es eine geöffnete Cafeteria. Wir fragen auf Englisch, ob wir auf dem LKW-Platz übernachten dürfen und ob es was zu essen gibt. Kein Problem. Als wir uns dann setzen, gibt es nichts zu essen, nur was Kaltes zum Trinken. Auch OK, dann machen wir uns Restepfanne mit Nudeln.
An der ersten Mautstelle in Frankreich zeigen wir einmal der Polizei unsere Pässe. Die beiden Polizisten sind aber nicht sonderlich daran interessiert. Von mir will der Polizist nur wissen, woher wir kommen, wohin wir fahren und wie man meinen Namen „Üwee“ ausspricht.
Die erste Übernachtung in Frankreich gleich nach der Grenze.
Eine Tafel verspricht keine 500 Meter vom Parkplatz entfernt ein altes Fort. Frank kennt es bereits von einem früheren Aufenthalt. Wir machen einen kleinen Spaziergang dorthin, während die Frauen das Essen vorbereiten.
Wir nehmen in beiden Ländern die Mautautobahnen. Dort herrscht wenig Betrieb. Nur um die Ballungszentren Barcelona und Lyon ist ein wenig mehr Verkehrsaufkommen.
Abends Essen wir gemeinsam und fallen dann todmüde ins Bett, um möglichst früh die restlichen 200 Kilometer zur Grenze und einen Großteil der Strecke in Deutschland hinter uns zu bringen.
25.05.2020 – Einreise nach Deutschland
Heute überqueren wir die deutsche Grenze. Wir fahren an die Kontrollstation und die erste Bemerkung des Polizisten: „Lassen Sie mich raten: sie heißen Mayer?“ Während der Passkontrolle ein paar Fragen „Woher kommen Sie?“ – „Wie lange waren Sie dort?“ und die Feststellung, dass unsere 4 Monate bei geplanten 2,5 Monaten nicht der Rekord wären. Dann wurde uns noch eine schöne Fahrt gewünscht und wir durften fahren. Birgit und Frank sind 10 Minuten früher über die Grenze gefahren und wurden durch gewunken.
Auf einem Rastplatz treffen wir noch unsere Zwickauer mit dem Unimog. Sie wollen noch eine Runde schlafen und dann weiter Richtung Heimat fahren.
Wir fahren die erste deutsche Tankstelle an und besprechen mit Birgit und Frank was wir weiter machen. Sie fahren doch nicht zu Ihrem Sohn, sondern gleich nach Hause. Wir haben inzwischen abgeklärt, dass wir zwei Wochen in Quarantäne müssen. Das heißt, keinerlei Kontakte und das WoMo nicht verlassen. Wir dürfen nicht einkaufen gehen und theoretisch nicht mal Wasser auffüllen, die Toilette leeren oder Duschen gehen.
Manne vom Wohnmobilstellplatz Bistro Voralbhalle in Heiningen hat uns ab Dienstag sogar ausnahmsweise einen Stellplatz reserviert. Nach einem Telefonat mit dem Ordnungsamt und dem Gesundheitsamt in Göppingen benötigen wir aber von der Gemeinde Heiningen eine ausdrückliche Genehmigung, dort unsere Quarantäne zu verbringen. Das hätte eventuell auch noch geklappt. Aber uns erschien es nicht praktikabel, dort zwei Wochen ohne Duschen (das Hallenbad nebenan hat ja geschlossen) und mit fremder Versorgung zu leben.
Deshalb haben wir den einfacheren Weg gewählt und sind erstmal nach Krummbek zu unserem Neffen mit Familie gefahren. Dort sind wir ja auch gemeldet. Auf dem großen Hof lebt es sich viel einfacher und wir können uns auch im Haus aufhalten.
Nach dem Abschied von Frank und Birgit vor Frankfurt trennen sich unsere Wege. Wir fahren über die A5 und die A7 Richtung Norden. Noch eine Übernachtung, dann sind wir „zu Hause“.
26.05.2020 – Herzlicher Empfang in Krummbek
Um 17 Uhr haben wir es dann geschafft. Wir fahren auf den „Hippiehof“ in Krummbek ein und werden schon sehnsüchtig erwartet und mit Jubel und Luftballons empfangen.
Später dann noch ein schöner Grillabend mit einem Gläschen Wein in der familiären Runde.
27.05.2020 – Meldung beim Gesundheitsamt
Ich rufe gleich morgens bei der Gemeinde Krummbek an um uns zur Quarantäne anzumelden. Dort werden wir an die an die Kreisverwaltung Plön verwiesen. Die leiten uns dann an das Gesundheitsamt weiter.
Dort wurde uns bestätigt, dass wir uns für zwei Wochen in Quarantäne begeben müssen. Auf die Frage, ob wir genug Lebensmittel eingekauft hätten, erklärte ich, dass unsere Familie uns mitversorgt. Die Antwort „Das ist ja schön“ ist gefolgt von der Erklärung, dass wir nun 2 Wochen keine Kontakte zu Fremden halten sollen. Wir dürften uns im Haus, im Hof und im Garten aufhalten. Auch ein Gespräch mit den Nachbarn wäre mit 2 Metern Abstand erlaubt. Ich kläre dann noch einmal, dass die Frist doch wohl am 21.05. beginnt, da wir uns seit diesem Tag in Spanien und Frankreich aufgehalten haben und von dort nach Deutschland eingereist sind. Bei der Einreise aus den beiden Ländern herrscht ja keine Quarantänepflicht.
Die nette Dame vom Gesundheitsamt bestätigt das und teilt mir mit, dass unsere Quarantäne bis zum 04. Mai dauert und wir uns ab dem 5. Mai wieder frei bewegen dürfen.
Ich wurde bei keiner Behörde nach meinem Namen oder Adresse gefragt, habe also nur meinen Namen zu Beginn des Telefongesprächs genannt. Und Mayer dürfte es auch hier im Kreis mehrere geben.
Genug zu tun habe ich noch, denn die VHS möchte meine Fotokurse und Workshops Online anbieten. Dazu mache ich gerade die Struktur und die Ausschreibungen. Ab August wird es also Online-Fotokurse und -Workshops von mir geben. Auch nicht schlecht. Kann ich noch mehr machen als bisher, denn diese Art von Weiterbildung kann ich von überall aus anbieten.
Und nicht zu vergessen unsere Videos – ich bin gerade dabei die „60 Tage in Marrakech“ zu schneiden und wir bereiten auch schon das Video zu unserer „Heimreise“ vor.
Die angekündigten Fähren am 19.05 nach Genua und die am 21.05. nach Malaga scheinen zu funktionieren. Es heißt dann, dass die Fähre der GNV von TangerMed nach Genua sicher fährt.
Mit einer schriftlichen Genehmigung der deutschen Botschaft kann man sich mit dem Fahrzeug aus dem Süden nach TangerMed in den Norden bewegen. Ein Stempel von der örtlichen Verwaltung (Polizei, Pascha) ist noch nötig. Diese von der niederländischen und deutschen Botschaft organisierte Fähre fährt dann auch wirklich ab. Preis 1.200 Euro für die einfache Überfahrt. Die Buchung erfolgt durch Vorauszahlung.
Parallel tut sich auch was zu der von uns favorisierten Fähre am 21.05. nach Malaga im Süden Spaniens der spanischen Fährgesellschaft BALEARIA. Preis soll je nach Auslastung zwischen 200 und 500 britischen Pfund liegen.
Mit einer E-Mail haben wir uns ja schon am 15.05.2020 dafür beworben inklusive Kopien der Pässe, Fahrzeugpapiere, Visum und vorhandenen Fährtickets. Auf die Fähre sollen zuerst britische Bürger ein Anrecht haben. Weitere Plätze werden dann mit Deutschen gefüllt. Sollte noch Platz sein, können auch andere Nationalitäten mit aufs Schiff.
Wir bekommen dann auch eine neue Durchfahrtsbescheinigung, die auch ohne direkte Fährbuchung gültig ist. Das soll die Bestätigung sein, dass wir auf der ominösen Liste stehen. Dies bedeutet, wir sind für einen Platz auf der Fähre eingetragen. So die Theorie.
18.05.2020 & 19.05.2020 – Die Fähre nach Malaga wird realistisch
Dann wird es nochmal hektisch für uns. Denn plötzlich kommt die Ansage, dass sich alle per WhatsApp bei Herrn Jörg Grotjohann, dem Kulturattachè der deutschen Botschaft melden sollen, die auf die Fähre wollen. Darin sollen alle persönlichen Daten enthalten sein, inklusive Kreditkartendaten.
Die Verwirrung ist nun perfekt. Die beiden WhatsApp Gruppen laufen über mit Fragen und Unmutsäußerungen. Wir haben doch bereits alles per E-Mail geschickt. Aber es hilft nichts. Jeder Fährwillige sendet seine Daten an Herrn Grotjohann. Die Daten der Kreditkarte ohne die Sicherheitsnummer auf der Rückseite. Diese möchte Herr Grotjohann telefonisch abfragen. Für uns kein Problem, wir haben ja eine marokkanische Sim-Karte. Andere haben da schon mehr Probleme.
Herr Grotjohann ist inzwischen in TangerMed um den Ablauf der Fährbuchungen für die Fähre nach Genua zu koordinieren. Er bleibt auch dort bis die zweite Fähre (unsere) am 21.05. geht.
Es stellt sich schnell heraus, dass die Telefonaktion nicht praktikabel ist. Live kriegen wir mit, wie auf unserem Stellplatz der Familie Schatz ein Ehepaar angerufen wird. Sie diskutieren ca. 30 Minuten mit Herrn Grotjohann, ob sie nun mitwollen oder nicht. „Es ist doch so schön hier“ … gefolgt von der Lebensgeschichte und letztendlich der Übermittlung der Kreditkartendaten inklusive der Sicherheitsnummer. Oli sagt noch: schnell einen Stift und mitschreiben 😊.
In den WA-Gruppen geht es auch wieder ab: „wie, es geht eine Fähre?“, „Seid ihr auf der Liste“, „mich hat noch keiner angerufen“, „wie komme ich nach TangerMed?“, „wo gibt es die Fahrgenehmigungen?“ …
Ich möchte nicht wissen, wie viele Anrufe und WA-Nachrichten Herr Grotjohann in diesen Tagen erhalten hat. Als wir dann am 19.05. gegen 20 Uhr noch keinen Anruf erhalten haben, schreiben auch wir eine kurze Nachricht an ihn. Wahrscheinlich auch gut so, denn wenige Minuten später kommt der Anruf wegen der Sicherheitsnummer der Kreditkarte. Gepackt haben wir schon. Der Smart ist auf dem Hänger. Alles abfahrbereit für morgen früh.
Was uns noch fehlt ist der Stempel vom Pascha vor Ort, der die Abreise von Marrakech frei geben muss. Wir entschließen uns ohne diesen Stempel los zu fahren. Wir sind keine 20 KM von der Autobahn entfernt und kennen einen Schleichweg um die Kontrollen. Einmal auf der Autobahn interessiert der Stempel eh keinen mehr.
20.05.2020 – Ab nach Tanger
Um 9 Uhr geht es dann los auf die 600 Kilometer lange Strecke nach Tanger. Maren und Ralf fahren auch mit sowie Harry und Marion. Beide haben allerdings langsame Kisten – Kurzhauber und Unimog. Sie fahren also schon früher los.
Wir fahren zusammen mit Birgit und Frank mit ihrem Pössl-Kastenwagen. Die Fahrt verläuft auch ohne Zwischenfälle. Wir fahren die letzte Tankstelle vor dem Hafen an, tanken voll (für 0,79 Euro pro Liter Diesel) und übernachten auch hier.
Da wir noch keine schriftliche Bestätigung der Tickets haben, schreiben wir nochmals eine WhatsApp an Herrn Grotjohann. Der schreibt zurück, dass die Bestätigung von BALEARIA evtl. auch nicht mehr kommt, wir und Birgit/Frank aber definitiv auf der Liste stehen. Wir kriegen unsere Bestätigung dann irgend wann in der Nacht: 650 Euro für eine einfache Überfahrt nach Malaga. Birgit und Frank bekommen keine Bestätigung.
Nach einem gemeinsamen „Vesper“ gehen wir auch früh ins Bett.
21.05.2020 – Auf die Fähre
Um 8 Uhr fahren wir los um die letzten 25 KM bis zum Hafen hinter uns zu bringen.
In TangerMed angekommen, heißt es erstmal sich in die Schlange am Ticketschalter der BALEARIA stellen. Natürlich im gebührenden Abstand von 1,50 m und mit Maske. Das dauert dann fast zwei Stunden. Zum Glück stehen alle unter einem großen Dach im Schatten. Ticket für alle problemlos.
Herr Grotjohann von der Botschaft wartet an der Absperrung und steht geduldig für Fragen und Problemfälle zur Verfügung.
Dann geht es weiter durch Kontrollen von Pass und Fahrzeugpapieren – Drogenkontrolle mit Hunden – das Auto wird mit einem Wärmescanner durchleuchtet – nochmals Drogenkontrolle – wieder Hunde …
Vom Wohnmobil will keiner was. Aber unser Smart scheint den Zöllnern zu gefallen. Alles aufmachen. Die Schweller unter beiden Türen erweckt ihr Interesse. Klopfen von unten und oben mit dem Hammer, Spachtel um die Abdeckung anzuheben – der Chef kommt und das Gleiche von vorne. Als dann alles OK zu sein scheint, dürfen wir weiter.
Dann nochmals kurze Kontrolle auch wieder mit Hunden und ich muss unsere Box auf dem Hänger öffnen. Nur ein kurzer Blick reicht aber und wir dürfen weiter. Nächste Aktion Fieber messen und Ticket vorzeigen.
Entgegen aller Befürchtungen ist die Auffahrt völlig problemlos. Zum ersten Mal sitzen wir bei der Auffahrt auf die Rampe nicht auf. Wir fahren den steilen Weg auf das Mitteldeck, drehen dort und stehen gegen die Fahrtrichtung fast als erstes Fahrzeug an der Ausfahrt.
Die Sitze in Doppelreihen dürfen nur einzeln besetzt werden. Trotzdem scheint es zu reichen. Obwohl die Aktion uns nicht ganz einleuchtet. Später setzen wir uns dann zusammen und erklären, dass wir ein Ehepaar sind. Wird dann auch akzeptiert.
Maren und Ralf stoßen dann zu uns und wir essen Sandwiches vom Bordservice. Schmeckt besser als es aussieht, dazu einen guten Espresso.
Nach vier Stunden Fahrt und Zeitumstellung auf MEZ (2 Stunden vorwärts) kommt es zu einer Wartezeit von mehr als einer Stunde nach dem Anlegen. Uns ist nicht klar warum. Es gibt Gruppeneinweisungen ans Personal. Nichts geht weiter. Wir dürfen noch nicht zu den Fahrzeugen, obwohl die Fähre schon fest verzurrt ist. Alle müssen sich in die Sitze setzen und warten. Wir stellen uns dann doch ein paar Fragen: Corona auf der Fähre ausgebrochen? Neue Anweisungen von der Regierung?
Um 21 Uhr Ortszeit fahren wir endlich von der Fähre, um dann nochmals drei Stunden zu warten, bis alle Kontrollen seitens der spanischen Zöllner durchlaufen sind und wir aus dem Hafen fahren dürfen.
Vorher gibt es noch eine Durchfahrtsbescheinigung für Spanien in 2-facher Ausführung zum Ausfüllen.
Eine abgestempelte Bescheinigung bekommen wir bei der Ausfahrt aus dem Hafen bei der Passkontrolle wieder ausgehändigt.
Und dann kann es los gehen – in die „europäische Freiheit“ und zum nächsten Übernachtungsplatz. Birgit und Frank sind schon vor uns dran gewesen. Sie haben mehrfach versucht auf uns zu warten, wurden aber überall wieder weggeschickt in Richtung Hafen-Ausfahrt.
Sie sind dann einfach schon mal vorgefahren und haben auf der Autobahn auf uns gewartet. Auf dem Stellplatz stehen schon Fahrzeuge und es kommen in der Nacht nochmal 20 bis 30 hinzu: Deutsche, Engländer, Niederländer und Franzosen bunt gemischt.
Wir werfen alles zusammen, was der Kühlschrank hergibt und fallen dann ziemlich fertig um zwei Uhr ins Bett.
Bei der Hitze kochen wir nicht jeden Tag so aufwändig. Gestern haben wir uns ein tolles Stück Rinderfilet in einer kleinen Metzgerei besorgt – je 4 Minuten pro Seite auf dem Grill und 10 Minuten Ruhen – medium to rare – nur mit Salz und Pfeffer. Dazu Kartoffeln aus dem Backofen in dünne Scheiben geschnitten und mehrmals gewässert, damit die Stärke raus geht. Dann nur in den Backofen mit Öl bestrichene und sie werden schön cross.
Alkohol
Am 5. Mai gehen wir wieder im CARREFOUR einkaufen. Haben immer noch keine Papiere, will aber auch niemand sehen. Die meisten Menschen tragen Mundschutz und halten den Abstand von 1,50 m ein. Heute müssen wir auch nicht anstehen. Nicht so viel los.
Probleme haben wir nur beim Zugang zum Alkohol-Bereich des Marktes. Der Sicherheitsbeamte will von uns was sehen. Wir denken es ist die Genehmigung zum Einkaufen. Die haben wir nicht. Nach uns kommen auch noch Deutsche, die auch rein wollen. Die haben sogar diesen Wisch. Aber der reicht nicht. Sie wollen die Pässe sehen. Ah, wir haben die sogar dabei. Aber wieder werden wir abgewiesen. Einlass nur mit marokkanischem Pass.
Häh? Während des Ramadans dürfen die doch darf keinen Alkohol trinken? Ja, total unlogisch. Aber vielleicht haben wir auch was falsch verstanden. Ist auch nicht so wichtig.
Dann werden wir in ein paar Tagen mit Aicha nochmal einkaufen fahren. Entweder kann sie uns mit reinnehmen oder sie besorgt uns eben ein paar Flaschen. Ups – ein Déjà-vu! Ist ja wie als Jugendlicher, als man jemand über 18 in den Schnapsladen schickt zum Stoff besorgen 😊.
Video Nr. 46 fertig – Tafraout
Wir haben ja Zeit und arbeiten an unseren Videos. Diesmal geht es um die Fahrt und unseren Aufenthalt in Tafraoute mit den ersten ernsthaften Einschränkungen wegen Covid-19.
Immer wieder neue Gäste auf dem Stellplatz
Jetzt treffen täglich neue Gäste ein. Manche bleiben nur eine Nacht und fahren dann weiter in den Norden in Richtung Hafen, manche bleiben und genießen die Annehmlichkeiten hier.
Gruppenfoto zur Erinnerung
Heute habe ich ein kleines Fotoshooting angesetzt: ein Gruppenfoto zur Erinnerung. Ich hole sogar meine CANON 5D mit Blitz und Stativ aus der Versenkung. Dazu noch ein Schutz vor der Sonne. Jetzt kann es los gehen.
Treff 10 Uhr vorn den Wohnmobilen mit allen Anwesenden auf dem Gelände: Den Campern Oli, Birgit und Frank, Heidi und uns beiden, Aicha und Reinhard, Halima (Tante von Aicha) mit Ihrer Tochter und die gute Seele, der „Hausmeister“ Hussein.
Aicha schleppt noch als Überraschung Koffer voller arabischer Kleidung an, für ein Foto in Landestrachten. Dann noch ein Foto „Peter Lustig trifft Thomas Gottschalk“ und Oli auf dem Stahlkamel. Der Vormittag hat uns allen viel Spaß gemacht.
Wok für alle
Heute kümmere ich mich ums Essen: es gibt asiatisch mit grünem Curry – Gemüse und Hühnchen. Alles dafür gibt es im Carrefour. Oli spendiert den Basmatireis dazu. Alle fanden es „guud saaf“, Tini fand es „seh saaf“, fast „zu saaf“.
Bei der Menge habe ich mich allerdings etwas verschätzt. So gibt es am übernächsten Tag nochmal asiatisch mit dem Rest Reis, den wir anbraten.
Nächtliche Ruhestörung
Uns stört es eigentlich gar nicht, im Gegensatz zu den anderen Campern: das nächtliche Konzert der Kröten und Frösche im Teich. Es wird gebalzt, was das Zeug hergibt.
Einkauf im Carrefour
Alle paar Tage gehen wir einkaufen. Entweder in den Carrefour oder in kleine Läden am Straßenrand. Unser Fleisch holen wir bei einem heimischen Metzger.
Wir wollen im Carrefour noch einmal versuchen, in die abgetrennte Alkohol-Abteilung rein zu kommen. Diesmal ist der Versuch auch von Erfolg gekrönt. Aicha erzählt uns, dass Läden und Abteilungen mit Alkoholverkauf normalerweise 6 Wochen im Jahr geschlossen haben – eine Woche vor bis eine Woche nach dem Ramadan. Wegen der Corona-Krise und der vielen Franzosen im Land, bleiben die Abteilungen jetzt aber geöffnet – zutritt aber nur für Europäer.
Die Auswahl an alkoholischen Getränken ist sehr groß. Wir kaufen nur ein paar Flaschen marokkanischen Rose. Der Sicherheitsbeamte beim ersten Versuch vor ein paar Tagen hatte sicherlich die Vorgabe falsch verstanden und die Europäer ausgesperrt, statt die Einheimischen.
12.05.2020
Spagetti Bolognese
Wieder mal habe ich mich um das Essen gekümmert. Diesmal italienisch – Spagetti Bolognese. Auch wieder mal zu viel, so dass es am nächsten Tag bei uns Rigatoni al Forno gibt.
13.05.2020
Starker Sturm
Heute hat es einen richtigen Sturm mit starken Böen gegeben. Wir mussten sogar unsere Markise einfahren. Gerade noch rechtzeitig, bevor es Schäden gibt. Zu viert haben wir die Stützen und die Markise gehalten, damit nichts wegfliegt.
Da wir zu spät die Türe vom WoMo geschlossen haben, hat sich überall der Sank im Innern verbreitet.
Hoffnung auf neue Fähre
Heute bringt eine Nachricht wieder „Schwung in die Posts“. Die britische Botschaft hat eine Fähre von Tanger nach Algeciras organisiert, die am Donnerstag um 15 Uhr morgens gehen soll.
Diese Hoffnung wurde ein paar Stunden später wieder zerstört – wegen des schlechten Wetters wird die Fähre verschoben.
Ich habe den deutschen Botschafter angeschrieben und sogar innerhalb zwei Stunden eine Antwort erhalten. Die Briten haben tatsächlich eine Fähre und wohl auch die Genehmigung dafür. Wenn alle Briten gebucht haben und noch Plätze frei sind, würden auch andere Europäer mitgenommen werden. Wir haben uns mal darauf „beworben“, aber mit wenig Hoffnung auf Erfolg. Denn ich gehe immer noch davon aus, dass an die 1.000 deutsche Wohnmobile in Marokko sind und Heim wollen. Neben dreimal so viel Franzosen dürften nochmals 300 Camper mit unterschiedlichen Nationalitäten im Land sein. Aber wieder mal stirbt die Hoffnung zuletzt.
Ein paar Tage später stelle ich eine Presseanfrage bei der Deutschen Botschaft in Berlin und erhalte eine erstaunliche Rückmeldung: Es sind wohl nur noch ca. 120 bis 150 deutsche Wohnmobile in Marokko. Eine Rückfrage zur Absicherung der Meldung bei Maren ergibt, dass diese Zahl realistisch ist.
Die geringe Zahl der deutschen Wohnmobile mindert den Druck auf die Regierung, obwohl scheinbar noch Verhandlungen und Aktionen im Hintergrund laufen.
Aktuelle Situation
Uns geht es immer noch sehr gut hier. Aber langsam wollen wir einfach zurück nach Deutschland. Das ewige Hin und her zermürbt uns langsam aber sicher. Wir hätten weniger ein Problem damit, wenn es einen festen Starttermin für die sichere Ausreise geben würde. Auch wenn dieser erst in 4, 6 oder 8 Wochen wäre – besser als diese Ungewissheit und das andauernde hin und her.
Eine Fähre nach Sete voll mit französischen Fahrzeugen und immerhin 2 deutschen Notfällen ging gestern ab. Die vier weiteren noch geplanten Fähren nach Sete (Frankreich) und Genua (Italien) sind inzwischen alle erstmal gecancelt oder zumindest um 2 Wochen verschoben.
Wir warten jetzt erstmal auf den 15. und 24. Mai, was sich in Spanien bei den Einreisesperren ändert, bzw. wie lange die Einschränkungen verlängert werden. Interessant wird es auch am 20. Mai, wenn Marokko bekannt gibt, wie sie weiter verfahren mit ihren Restriktionen im Land und den Grenzen.
Egal was sich tut. Vor Anfang Juni rechnen ich nicht mit großen Änderungen. Sollten die Fähren nach Europa ihren Betrieb wieder aufnehmen, dauert es auch noch einige Wochen, bis der „Camper-Stau“ abgebaut wird. Realistisch rückt der Termin für eine Heimkehr nach Deutschland eher in den Juli.
Manch andere Mitcamper sehen das anders. Vor allem Reinhard vom Campingplatz ist der Meinung, dass sich ab dem 15 Mai alles ändert. Spanien und Marokko öffnet seine Grenzen und die Fähren fahren wieder. Ich halte das für eine unrealistische Wunschvorstellung.
Dann eine Mail vom Botschafter:
Hallo und guten Tag!
Eilig und kurzfristig – soeben Anruf britische Botschaft:
Es wird morgen 15.00 Uhr eine Fähre von Tanger Med nach Algeciras gehen – die britische Botschaft bietet uns kurzfristig Plätze auf dieser Fähre für Camping Cars an. Als Preis wurde mir angegeben: zwischen 550 britische Pfund (wenn es bei der geringen – bislang nur britischen – Auslastung der Fähre bleibt und 200 britische Pfund wenn die Fähre ganz voll wird. Realistischerweise muss man wohl mit einem Preis dazwischen ausgehen. Es handelt sich nicht um ein Ticket von Balearia und nicht um ein Ticket von GNV.
Es muss nur jetzt sehr schnell gehen mit Ihrer Entscheidungsfindung: ich muss noch heute Morgen/Mittag die Personen (und Fahrzeuge), die das Angebot wahrnehmen wollen und können, benennen. Dabei spielt natürlich infolge der extremen Kurzfristigkeit bis zum geplanten Ablegen der Fähre (15.00 Uhr morgen 14.05. Nachmittag) die Entfernung vom jetzigen Standort eine Rolle.
Ich bitte, mich so schnell wie möglich, spätestens bis 13.00 Uhr, zu informieren, wenn Sie morgen mitfahren möchten und können.
Bitte nur Antwort bei Entscheidung „Ja“ – und bitte keine Kommentare über Kurzfristigkeit/Unmöglichkeit/Ticketduplizität – diese morgige Gelegenheit ist nicht die von uns angestrebte belastbare Lösung für alle, an der arbeiten wir weiter mit Hochdruck – diese Offerte für morgen ist eine zusätzliche, sich plötzlich ergebende Möglichkeit, die wir soweit es geht nutzen sollten.
Mit Dank und Gruß – Jörg Grotjohann
Wir haben dem Botschafter signalisiert, dass wir gerne ein Ticket erwerben würden. Ein paar Stunden später kommt dann die Antwort:
Hallo! Die für morgen 14.05. von GB-Botschaft heute Morgen verbindlich angekündigte Fähre (mit Mitnahmemöglichkeit für deutsche Camper) wurde eben (Anruf brit. Botschaft) verschoben auf Montag 18.05. 09.00 morgens. Angebot an DEU Botschaft, Liste mit ausreisewilligen deutschen Campern zu erstellen bleibt! Ich hoffe, Fähre wird durchgeführt, heutige Absage für morgen ist allerdings kein gutes Zeichen. Sorry für dieses kurzfristige Hin-und-Her, das DEU Botschaft nicht zu verantworten hat und das zeigt, wie komplex und problembeladen die Angelegenheit ist. Ich nehme Zusagen für die GB-Fähre weiterhin entgegen, gern jetzt auch aus weiter entfernten Standorten. Viele Grüße JG
Das Fähren-Roulette geht weiter
Inzwischen ist die Fähre nach Algeciras nochmals auf den 21.05. verschoben und das Ziel auf Malaga geändert worden. Dazu wieder ein Mail der Botschaft mit guten Nachrichten:
Hallo und Guten Tag! Die Ereignisse überstürzen sich – ich informiere Sie über die Ergebnisse der Bemühungen insbesondere der deutschen, der niederländischen und der britischen Botschaft in den letzten 24 Stunden:
Die Fähre Intershipping 18.05. Tanger Med – Algeciras (britische Botschaft) fällt weg !
Es wird (letzte Genehmigung steht noch aus) eine Fähre GNV 19.05. Tanger Med – Genua (niederländische und deutsche Botschaft) geben !
Es ist eine Fähre Balearia 21.05. Tanger Med – Malaga (britische und deutsche Botschaft) geplant !
Wir arbeiten gemeinsam mit den entsprechenden genannten Botschaften an der Ticketvergabe von/mit GNV und Balearia. Bei GNV läuft das Ansprechen der Inhaber von GNV-Tickets bereits an.
Für beide Fähren, insbesondere auch für die Genehmigungen zum vorgeschalteten Transfer nach Tanger Med, haben wir eine Liste der deutschen Botschaft zugrunde gelegt, die wir nach Ihrer Meldung, das Land jetzt (und nicht erst nach Beendigung der Grenzschliessung) mit Ihrem Wohnwagen/Fahrzeug verlassen zu wollen, angefertigt haben.
Die geplanten Fährtermine sind extrem kurzfristig, die Festsetzung dieser Termine entspringt Vorgaben/Hemmnissen auf Seiten der Hafen-Staaten bzw. der Reedereien. Um einen schnellen Transfer nach Tanger Med zu gewährleisten hat sich die deutsche Botschaft dafür eingesetzt, dass Sie die erforderliche Genehmigung der zuständigen lokalen marokkanischen Behörden aufgrund der Vorlage lediglich einer Bescheinigung unsererseits ohne Ticketausdruck (also VOR Ticketerwerb) erhalten können. Eine neue Bescheinigung (ohne Benennung der Notwendigkeit eines Tickets) erhalten Sie noch heute. Das marokkanische Außenministerium versprach uns, die allgemeine Genehmigung zur Ausstellung dieser Laissez-Passer für die Personen unserer Liste unverzüglich an die lokalen Stellen weiterzugeben.
Mit freundl. Gruß – Jörg Grotjohann
Dazu kommen sogar gleich die Papiere für die Fahrt durch Marokko zu den Fährhäfen. Diese benötigt jetzt nur noch einen Stempel des „Pascha“, dem Vorsteher der örtlichen Polizeibehörde.
Das ist die Situation – und wir warten auf das „GO“ der Botschaft zur Buchung der Tickets.
Wir haben zwar etwas Hoffnung, rechnen aber nicht damit, dass wir am Donnerstag mit fahren können nach Malaga. Auf die GNV-Fähre nach Seth wollen wir gar nicht. Mit über 1.000 Euro für uns zu teuer und sie ist auch bereits ausgebucht … obwohl noch keine endgültige Bestätigung vorliegt, dass sie morgen planmäßig geht.
Das ist eine oft gestellte Frage von unserer Familie, unseren Freunden und inzwischen auch von unseren Lesern, Followern und Abonnenten.
Ja, uns geht es hier bei Aicha und Reinhard Schatz auf Ihrem Wohnmobil-Stellplatz bei Marrakech nach wie vor gut. Wir könnten uns keinen besseren Ort in Marokko in dieser Situation vorstellen. Dort haben wir neben dem Internet auch noch zusätzliche Informationen aus erster marokkanischer Hand.
Trotzdem zermürbt uns alle die Situation im Wechselbad der Hoffnungen. Wenn wir wüssten, dass wir in 4, 6 oder auch erst 8 Wochen sicher ausreisen können, wäre das besser, als die Ungewissheit und die fast täglichen Informationen über Fähren die gehen und dann wieder nicht.
Die aktuelle Situation:
Wir hoffen erstmal weiterhin, dass sich nach dem 30. Mai etwas tut und Spanien die Grenzen zumindest für Fähren wieder öffnet. In der Hoffnung, dass dann auch Marokko ein Einsehen mit uns hat und uns ziehen lässt. Denn das Problem ist gerade wirklich Marokko. Die lassen keine Fähren anlanden. Frankreich und Italien würden nämlich Fähren schicken, bzw. tun das auch. Nur ist es jedes Mal eine Lotterie, ob die Fähre dann eine Genehmigung zur Anlandung erhält. Bisher hat das meistens geklappt, jedoch nur mit erheblichen Mehrkosten. Aber wie lange lassen sich die marokkanischen Behörden die Pistole auf die Brust setzen?
Eines der größten Probleme ist die Kurzfristigkeit von Ankündigungen. Bisher war es bis zum Abfahrtstag nicht sicher, ob die Fähren wirklich fahren. Die Tickets müssen aber schon lange vorher gekauft werden und die Genehmigung für die Fahrt nach Tangermed ist nur ab 72 Stunden vor der Abfahrt der Fähre erhältlich. Für uns nicht so das Problem, wir sind in ca. 10 Stunden am Hafen. Aber es gibt noch hunderte von Wohnmobilisten, die 1.200 Kilometer im Süden von Marokko und damit auch soweit von den Häfen entfernt sind.
Es gibt 2 WA-Gruppen in denen ca. 400 deutschsprachige Camper sind. Da geht es ganz schön ab. Manche Tage bis zu mehreren Hundert Posts. Vor allem, wenn sich eine Änderung ergibt oder Neuigkeiten von den Botschaften kommen. Die Themen schwanken von „ist halt so“ bis zu blanker Panik wegen Kindern, Medikamenten oder Lagerkoller.
Es kommen auch viele Gerüchte in Umlauf, die dann von jedem interpretiert und kommentiert werden. Teils um die Informationen in die richtigen Bahnen zu lenken, teils aber auch um die Panik zu schüren. Da tummeln sich schon einige komische Gestalten hinter anonymen Namen.
Offizielle Informationen der Regierung oder der Botschaften sind da eher rar gesät. Leider bekleckert sich die Deutsche Botschaft hier nicht mit Ruhm. So gab es vom 03. bis 18. April keinerlei Informationen – weder auf der Homepage, noch auf Facebook. Die Botschaften von Italien, Österreich und die Schweiz melden sich zumindest alle paar Tage und haben teilweise auch schon Fähren organisiert, die viele Camper aus dem Land gebracht haben.
Maren und Ralf, die früher auch im Raum Göppingen gewohnt haben, stehen immer noch in Tafraout. Sie haben sich jetzt ein Ticket für die Fähre am 23.05. nach Genua gekauft. Ob sie wirklich fährt weiß aber noch keiner. Die ausverkaufte Fähre am 05. Mai von Tangermed nach Sete wurde am 30.04. von GNV wieder mal wieder per SMS an die Ticketinhaber abgesagt. Als Ausgleich werden Gutscheine angeboten. War fast schon klar, denn sie hatten noch keine offizielle Genehmigung der marokkanischen Behörden. War also abzusehen. Aber erstmal Tickets verkaufen und kassieren – zumindest die Anzahlung von 25%, bei günstigen Angeboten auch die volle Summe.
Aber es sind ja ab heute noch 4 Tage bis zur geplanten Abfahrt. Dann kann man diese auch noch um ein paar Tage verschieben. Da könnte sie mindestens noch 5 mal wieder aktiviert und genauso oft wieder abgesagt werden.
Wir haben uns jetzt entschlossen, mindestens mal den 15. Mai abzuwarten. Bis dahin gelten die Einschränkungen in Spanien und bis zum 20. Mai die in Marokko. Irgendwann davor wird es hoffentlich eine weitere Verlautbarung geben, wie es weiter geht.
In Marokko scheint sich auch was zu tun: Heute, am 30. April verbreitet die marokkanische Presse Neuigkeiten: der am 19. März erlassene Ausnahmezustand bis zum 20. Mai soll nicht verlängert werden. Die Maskenpflicht bleibt erhalten und die Cafes und Restaurants bleiben weiter geschlossen. Grund für die Beendung der Maßnahme ist der Rückgang der Todesrate, vor allem im Vergleich mit anderen Ländern. So hat Marokko nur 5 Todesfälle auf 1 Million Einwohner – Spanien 525, Frankreich 373 und Deutschland 79.
Wir hoffen, dass sich das nicht mehr ändert und auch Spanien die Lockerungen der Corona-Einschränkungen wie versprochen am 15. Mai lockert und dann Schritt für Schritt erweitert. Damit werden dann irgend wann die Fähren auch wieder fahren und die ca. 3.000 Wohnmobile könnten nach und nach das Land in Richtung europäisches Festland verlassen.
Unwetter und 40 Grad nächste Woche
Ja, auch in Marokko regnet es. Und wenn, dann richtig. Bereits am Abend hat es angefangen leicht zu regnen, begleitet von Gewitter. Aber nicht nur einem, sondern gleich 20 bis 30. Es hat andauernd irgendwo am Himmel geblitzt und leise gedonnert.
In der Nacht wurde das dann sehr heftig, bis hin zu Graupelschauern und sogar Hagel. In der Stadt und dem Umfeld von Marrakech hat es sogar regelrechte Überschwemmungen gegeben und aus Straßen sind in Sekunden reißende Flüsse geworden.
Auch der Campingplatz und das drum herum bildete teilweise eine große Wasserfläche. Der Boden ist so trocken, dass er das viele Wasser nicht aufnehmen kann.
Am Wochenende und nächste Woche soll es dafür ziemlich warm werden – bis zu 40 Grad. Nachts soll es sich aber immer abkühlen auf 17 bis 20 Grad. Also wenigstens kann man nachts gut schlafen – und tagsüber gibt es immer noch den kühlenden Pool.
Ramadan und Abendessen
Der Ramadan beginnt dieses Jahr am 25. April. Wir haben Aicha gefragt, ob sie uns trotzdem ein Abendessen anbieten kann. Eine für sie unverständliche Frage: natürlich kann „Mama Aicha“ ihren Gästen was anbieten. Sie darf ja nur nichts essen und trinken tagsüber – kochen ist kein Problem.
Allerdings haben wir sie gebeten, die Suppe und die Vorspeise weg zu lassen. Das komplette Menü mit 4 Gängen war allen immer zu viel. Es gab paniertes Hühnchen mit Bratkartoffeln und als Nachspeise süße dünne Nudeln mit Rosinen, Zucker und Zimt. Aber wieder mal war es so viel, dass jeder noch eine Portion für den nächsten Tag mit ins Wohnmobil genommen hat.
Beschäftigungstherapie
Seit fast 6 Wochen sind wir jetzt hier auf dem Stellplatz der Familie Schatz in der Nähe von Marrakech und können den Platz nur zum Einkaufen verlassen.
Wird es einem da nicht langweilig? Also uns nicht. Wir sind immer noch damit beschäftigt, unsere Videos aufzuarbeiten. Bin auch auf einem guten Weg und noch zwei Videos, dann sind wir auf dem Laufenden.
Manchmal spielen wir Federball, Tischtennis oder Walken ein paar Runden um den Platz. Pro Runde sind das fast 500 Meter.
Die Tradition des abendlichen Treffs zu Tee und Gebäck von Aicha und Reinhard führen wir trotz der kleinen Camper-Truppe von 6 Personen weiter. Trotzdem man sich auch tagsüber sieht und miteinander spricht, gibt es immer was zu erzählen oder neue Infos auszutauschen. Jeder hat neben den bekannten Medien auch eigene Kanäle zur Informationsbeschaffung.
Seit ein paar Tagen gibt Reinhard beim Tee Unterricht in arabisch – jeden Abend 2-3 Wörter oder Formulierungen.
Nachdem ich den Beamer und den Flachbildschirm zum Laufen gebracht habe, gestalten wir abends manchmal auch ein Kulturprogramm. Reinhard zeigt eine 5-teilige Serie (ca. 10 Jahr alt) über das Leben von sich und seiner Familie, die vor ca. 10 Jahren im TV ausgestrahlt wurde. Ein spannendes Leben von Aicha und Reinhard mit ihren beiden Kindern, die seit fast 20 Jahren ein halbes Jahr in Deutschland und ein halbes Jahr in Marokko leben.
Tini und ich zeigen immer wieder eine unserer älteren Video Produktionen und auch die neuesten Youtube-Beiträge, damit sie nicht jeder auf dem Platz einzeln herunterladen muss. Oli hat eine kurze Fotoshow mit tollen Fotos vom Tarot-Park in der Toskana zum Besten gegeben.
Alle paar Tage wollen wir auch zusammen ein paar Filme ansehen. „Sonnenallee“ stand bereits auf dem Programm, die Känguru-Chroniken, Zoomania und Avatar sollen in den nächsten Tagen folgen.
Mal sehen, was uns zur Bespaßung noch einfällt.
Grillen in den Mai
Gestern haben wir einen Grillabend auf dem Platz veranstaltet. Oli hat dazu seinen kleinen Holzkohle-Schwenkgrill ausgepackt. Auf dem Speiseplan standen Seeteufel (von Oli frisch ausgenommen), Lammkottelets, Rindersteaks und Würstchen mit Gemüse (von uns aus dem Backofen) sowie als Nachtisch Obstspieße mit Schokoüberzug (von Birgit und Frank). Also essenstechnisch geht es uns immer hervorragend. Die Corona-Plauze wächst …
Oli, ein Mitcamper kommt auf die Idee, ein kleines Lämmchen zu holen. Er würde es auch schlachten und zum Grillen herrichten. Die Idee kam bei allen gut an, Aicha hat sich der Sache angenommen und das Lamm aber dann doch grillfertig gekauft. Wir haben uns dann darauf geeinigt, kein 4-Gänge-Menü daraus zu machen, sondern nur einen schönen Salat zum gegrillten Lamm und den Hühnchen-Spießchen zu machen.
Halima, die Tante von Aicha, macht zur „kleinen“ Salatplatte noch geröstete Auberginen. Super lecker!
Zum Schluss gab es dann noch die gegrillten Innereien. Da habe ich mich dann allerdings dezent zurückgehalten. Das ist eher was für Tini, die mag sowas – ich eher nicht. Zum Nachtisch gibt es noch Melone.
Wir immer war alles wieder hervorragend zubereitet und super lecker!
Verlängerung des Ausnahmezustandes auf den 30. Mai
OK, die Wunschvorstellung bis zum 15. Mai auszureisen hat sich erledigt. Der Ausnahmezustand wird vom marokkanischen König und seiner Regierung erstmal bis Ende Mai verlängert, dann wird weiter entschieden. Das bedeutet, kein Flug- und Fährverkehr bis zu diesem Zeitpunkt.
Einkaufen im Carrefour mit Schlange stehen
Diesmal dauert der Einlass in den Markt gut 10 Minuten. Alle stehen anständig in der Schlange. Drinnen gibt es wieder alles, außer abgepackte Salami. Sogar der Alkoholstore hat geöffnet. Obwohl es hieß, dass es keinen Alkoholverkauf vier Wochen vor und vier Wochen nach Ramadan gäbe.
Haben dann auch ein paar Flaschen Wein gekauft. Wer weiß, wie lange wir hier noch festsitzen.
Und wieder fährt eine Fähre …
Trotz Ausnahmezustand mit Kontaktsperre soll am 20.04. aber trotzdem eine weitere Fähre der GNV-Fährgesellschaft gehen. Wieder mal nach Genua. Und wieder mal gibt es im Vorfeld einige Ungereimtheiten. Denn die GNV hat die Tickets zwar verkauft, aber keine Anlandungserlaubnis für Tanger Med.
Marokko dementiert die Anlandung und Abfahrt einer Fähre von Tanger Med. GNV sagt, dass die Fähre geht und die Tickets gültig bleiben.
In den WhatsApp-Gruppen geht’s mal wieder richtig ab. Die Botschaft bekleckert sich auch nicht mit Ruhm. Man hört einfach nichts von dort. Seit dem 03.04. herrscht Stille. Keine Infos. Anders bei den anderen Botschaften wie Schweiz und Italien, auf dessen Initiative die Fähre wohl gestartet ist. Immer wieder wechseln die Infos von „Fähre geht“, „Fähre geht nicht“, „Fähre geht“ usw.
Irgendwann nimmt dann die GNV die Fähre wieder zurück und gibt Gutschriften für die verkauften Fährtickets. Durch die Interventionen der Italienischen und Schweizer Botschaft heißt es dann plötzlich: die Fähre wird vom 20. auf den 21.04. verlegt. Die Tickets werden wieder gültig.
Was man noch unbedingt für die Fahrt benötigt, ist ein Passierschein. Dieser muss von der Botschaft ausgestellt sein und von der örtlichen marokkanischen Behörde abgestempelt werden.
Also alles ein hin und her. Zum Glück haben wie uns entschlossen, vorerst keine Tickets zu kaufen. Die Ungewissheit ist das schlimmste an der ganzen Sache und macht mürbe. Dazu kommt noch, dass viele die ein Ticket haben, noch 1.200 Kilometer vom Hafen entfernt sind und irgendwann mal losmüssen, um dann auch auf die Fähre zu kommen.
Übrigens ist das für uns einer der wichtigsten Gründe, warum wir kein Ticket kaufen. Denn das wäre unser Supergau: wir haben ein Ticket und fahren von unserer sicheren und gut versorgten Umgebung der Familie Schatz nach Tanger Med. Dann fährt die Fähre nicht und wir sitzen in Tanger Med irgendwo auf einem Parkplatz fest. Denn sicher kriegen wir keine Genehmigung, wieder zurück in den Süden nach Marrakech zu fahren.
Wir werden also weiterhin warten, dass Spanien die Grenzen öffnet und Marokko uns ausreisen lässt.
Gasflaschen gefüllt
Da unser Kühlschrank immer noch ausschließlich mit Gas funktioniert, sind wir darauf auch angewiesen. Wir kochen auch mit Gas, aber dafür könnten wir eine marokkanische Gasflasche mit Butangas kaufen und mit unserm Gasgrill kochen. Butangas ist nicht so gut für den Kühlschrankbrenner, da dieses Gas anders zusammengesetzt ist, stark rußt und damit den empfindlichen Brenner verunreinigt.
Unsere 3 Flaschen (1 x spanische Flasche, 1 x deutsche Stahlflasche + 1 x deutsche Aluflasche) sind nun alle leer. Zum Glück sitzen wir an der einzigen offiziellen Quelle in Marokko – das große Gaswerk in Marrakech. Dort können deutsche Gasflaschen nachgefüllt werden. Spanische Flaschen können dort nicht gefüllt werden.
Unsere „Leidensgenossen“ Birgit und Frank sowie Oli geben auch noch eine Flasche mit.
So fahren wir mit dem Smart und vier Gasflaschen „über Land“ quer durch die Pampa und kleinen Dörfern, um Polizeikontrollen zu umgehen. Wir wissen nicht, wie diese reagieren würden und die Verständigung wäre auch problematisch, da wir kein französisch sprechen.
Bei der Ankunft werden wir leider abgewiesen. Mit Händen und Füßen und ein wenig englisch erklärt uns der Mitarbeiter, dass die Administration nicht besetzt ist und kein Gas gefüllt werden kann. Wir sollen nach Marrakech reinfahren und dort die Flaschen abgeben. Die werden dann hierhergebracht und gefüllt. In ein paar Tagen können wir sie dann in Marrakech wieder abholen.
OK, nicht befriedigend, aber was sollen wir machen. Wir versuchen Aicha telefonisch zu erreichen. Sie müsste eigentlich wissen oder zumindest in Erfahrung bringen können, wo wir die Flaschen abgeben können.
Plötzlich klopft es am Fenster und der Mitarbeiter fordert uns auf, die Flaschen aus dem Kofferraum zu holen. Es ist übrigens der gleiche nette Mensch, der beim ersten Füllen vor ein paar Wochen Tini ein Blümchen überreicht hat. Zu sehen im Video Nr. 44: https://youtu.be/ik5C5AQfDEs.
Vielleicht hat er sich an uns erinnert? Auf jeden Fall kommt ein Mitarbeiter mit einer Schubkarre, holt die Flaschen ab und bringt sie später wieder zurück. Wir zahlen 13 Euro für jede leere 11 KG Flasche.
Auf der Rückfahrt nehmen wir dann den langen Weg durch die Stadt und passieren sechs Polizeikontrollen ohne angehalten zu werden.
Neues Video: Von Asilah über Rabat nach Marrakech
Ein Vorteil der Ausgangssperre: wir kommen endlich dazu, unsere Videos auf den aktuellen Stand zu bringen. Witzig ist, dass wir gerade das Video fertig machen, wo wir zum ersten Mal auf diesem Platz bei Aicha und Reinhard waren.
Die Geschwindigkeit des Internets hat sich in den letzten Wochen sehr verschlechtert. Man merkt, dass viele Leute zu Hause und Online sind. Gestern hat mein Upload für unserer neues Youtube-Video mit 4,2 GB über 16 Stunden gedauert. Teilweise war gar kein Traffic vorhanden, meistens nur 0,2 Mbit. Erst in den frühen Morgenstunden wurden es dann wieder so um die 15 Mbit. Auch nicht gerade Autobahn, aber wenigstens Landstraße statt Stau.
Link zu dem Video 41:
Wieder mal einkaufen…
Tini ist heute mit Birgit zum Carrefour gefahren. Aufgefallen ist, dass es keine verpackte Wurst mehr gibt wie Salami, Speck usw.. Wir vermuten, dass es sich dabei um Waren handelt, die aus Frankreich kommen und durch den eingeschränkten Warenverkehr irgendwo festhängt.
Es gab zwar eine Eingangskontrolle, aber es ging zügig vorwärts.
Am Abend wollen wir gemeinsam mit Aicha und Reinhard essen. Tini und Aicha ziehen sich bereits nachmittags in die Küche zurück und bereiten gefüllte Blätterteig-Schnecken mit verschiedenen Einlagen, Kartoffelsalat und Apfelstrudel vor Birgit, Frank und Oli steuern weitere Salate und Heidi den Wein bei.
Zum allabendlichen Tee gibt es dann den Apfelstrudel. Alles sowas von lecker!!!
Aus Fehlern gelernt
Unser neues Video habe ich heute Nacht um zwei Uhr hochgeladen. Hat genau 21 Minuten gedauert.
Link zum Video 42:
Erstaunlich, was so alles bei uns per Mail ankommt. Auf dieses Video hin haben wir nämlich eine Email von „Bärlinde von der Vorburg“ erhalten, das weit unter der Gürtellinie liegt:
„Am Anfang fanden wir es toll was ihr macht, aber nach dem letzten Video die Aufforderung man kann spenden fanden wir billig. Geht arbeiten wenns nicht langt. Wir hatte auch der eine Krebs und der andere ist herzkrank. Jammern wir, ne wir arbeiten ,trotz Rente, und erlauben uns das was wir uns erlauben können. Aber betteln, ne Danke“ „Bettler, früher mal Strassenkind gewesen. Und jetzt auch noch Sozialbetrüger. HOCHACHTUNG“
(unkorrigiert wiedergegeben)
WhatsApp Gruppen für in Marokko gestrandete Europäer
Es gibt 2 WA-Gruppen, die sich vor allem unter den in Marokko ausharrenden Campern gebildet haben. Für alle die raus wollen um jeden Preis „Wohnmobil Ausreise Marokko“ und für alle die auch zurückwollen, aber warten, bis sich die Situation normalisiert hat „Wagenburg Marokko“.
Die Stimmung in den beiden Gruppen hat sich inzwischen immer mehr angeglichen. Die einen werden entspannter und die anderen werden immer ungeduldiger. Eigentlich könnte man die Gruppen jetzt zusammenführen.
Die aktuelle Situation mit den Fähren
Das meist diskutierte Thema in den WA-Gruppen: die Fähren nach Europa.
Vor 3 Wochen gingen zwei Sonderfähren nach Sete / Frankreich. Hierzu gab es hunderte von Posts – entspannt bis verzweifelt. Auch immer wieder gerne hundertmal gefragt: dürfen auch Motorräder, PKW oder Fußgänger mit? Schlussendlich durften nur die mitfahren, die bereits Tickets dafür hatten – offiziell keine PKW oder Motorräder. Irgendwie waren aber doch ein paar dieser Fahrzeuge an Bord. Alles sehr undurchsichtig und willkürlich wirkend.
Dann plötzlich kam auf, dass es zwei weitere Fähren geben soll, die nach Genua / Italien über Barcelona / Spanien fahren.
Die Optimisten haben sich Tickets gekauft, die Pessimisten haben dagegen gewettert und wir warteten einfach mal ab. Denn weder wollten wir irgendwo unterwegs aufgehalten werden, noch wirklich nach Italien. Zudem konnten wir uns nicht vorstellen, dass plötzlich Fähren fahren sollen, obwohl doch jegliches Reisen innerhalb Marokkos verboten war und sämtliche Ein- und Ausreisen gesperrt waren. Dazu sind wir hier in Marokko bei Aicha und Reinhard viel zu gut aufgehoben.
Wie von uns befürchtet kam es dann auch: die Fähre am 7. April wurde kurzfristig abgesagt und für die Tickets gab es einen Gutschein. Dann wurde die Fähre vom 20. auf den 21. April verschoben und dann wieder ganz abgesagt, weil die Fährgesellschaft keine Genehmigung hat für die Anlandung in Tanger Med. Es gab auch wieder Gutscheine für alle, die die Stornierung angenommen haben.
Die Deutsche Botschaft in Rabat bekleckert sich indes nicht gerade mit Ruhm. Seit dem 03.04. ist nichts mehr zu hören und zu sehen – weder in Facebook noch auf der Homepage.
Maren und Ralf haben sich dann der Sache angenommen und mit dem Botschafter Kontakt aufgenommen. Es gab dann wieder mal eine Liste, in die man sich eintragen konnte mit den persönlichen Daten und Kategorie-Wünschen für die Ausreise: A = Fähre zu jedem Preis egal von wo und wohin B = Fähre egal wohin zu einem angemessenen Preis C = Fähre mit bereits vorhandenen und bezahlten Rückfahrtickets
Wir sind Typ C, denn wir haben ein bezahltes offenes Rückfahrticket von Tanger Med nach Algeciras.
Gestern, am 17. April hieß es dann, dass die EU gerade verhandelt, dass die Fähre am 21. April in Tanger Med anlanden und mit Ziel Genua ablegen darf.
Wir haben uns nicht um die Tickets gekümmert, da wir immer noch nicht nach Italien und auch keine 850 Euro zusätzlich ausgeben wollen. Wobei der Preis für eine einfache Fahrt schon realistisch ist. Man spart ja dafür die Kosten für Maut und Diesel.
Begleitend zu den Tickets benötigt man noch einen Passierschein für die Durchfahrt durch Marokko nach Tanger Med. Es gibt viele Posts dazu – jeder hat eine andere Info und teilt diese. Man benötigt einen Schein von der deutschen Botschaft, die dann von einer Polizeistation abgestempelt sein muss.
Jetzt warten wir mal ab, was sich daraus noch ergibt. Unserer Meinung nach steht es 50:50, dass die Fähre geht. Ansonsten rechnen wir nicht damit, vor dem 15. Mai ausreisen zu können.
Aicha und Reinhard haben sich auch entschlossen, nach Hause zu fahren. Den Sommer verbringen sie immer in Deutschland. Mit ihrem großen Bus als Wohnmobil ausgebaut müssen sie eine große Fähre nehmen und haben auch bereits ein Rückfahrticket von Tanger nach Algeciras. Unsere Gruppe auf dem Campingplatz hat sich dazu entschlossen, dass wir dann alle gemeinsam fahren werden.
Wieder ein Video zur Aufheiterung
Nebenbei haben wir noch ein Fun-Video im Pool gemacht und auch hochgeladen.
Hoffentlich kommen nicht wieder schnippische Mails, dass wir die Sache nicht ernst genug nehmen 😊. Das tun wir nämlich wirklich nicht. Wir sind zwar entspannt, nehmen die Sache aber nicht auf die leichte Schulter und machen uns Gedanken, was passieren könnte, aber ohne panisch zu sein.
Einkauf bei Marjane-Supermarkt
Heute war Tini mit Heidi mit dem Smart beim Einkaufen im Marjane Supermarkt. Der ist etwas weiter weg als der Carrefour. Unterwegs passierten sie drei Polizeikontrollen, bei denen jedoch immer durch gewunken wurde. Keine Warteschlange beim Eingang.
Auch im Marjane war keine verpackte Wurst in den Regalen zu finden, verpackter Käse jedoch genügend vorhanden.
Wie vorgeschrieben gehen wir heute einkaufen – natürlich mit Maske. Da diese noch nicht flächendeckend vorhanden sind, behelfen wir uns mit unseren Staubmasken vom Wacken Open Air 2019. Wie wir ja nun oft hören durften, sind sie zwar kein vollwertiger Schutz für die Ansteckung, schützen aber andere vor den eigenen Viren. Wenn das alle machen, passt das ja auch.
Angst haben wir beide nicht vor einer Ansteckung. Die Zahlen in Marokko sind mit ca. 1.000 Infizierten relativ gering. Auch wenn die Dunkelziffer sehr hoch sein dürfte (das 4 bis 5-fache), immer noch viel weniger als in Europa. Und: wenn es uns treffen soll, trifft es uns, so immer wir auch sind.
Wir haben uns wieder mal leckeren Tintenfisch mitgebracht. Hier (wie auch in Spanien) gibt es vom großen Tintenfisch streifen, die preislich sehr günstig sind. Da die Stücke 1 bis 2 Zentimeter dick sind, bleiben sie sehr weich und werden nicht zäh. Dazu gibt es gebratenes Gemüse – Spitzpaprika und Mohrrüben.
Am Donnerstag verabreden wir uns mit den anderen Campern zum Abendessen. Wir machen Lasagne und Pizza, Birgit und Frank steuern die Salate und den Wein bei.
Die Versorgung ***** Sterne verdächtig
Die Versorgung durch die Besitzer des Campingplatzes (Aicha und Reinhard Schatz) ist phänomenal: Jeden Morgen Stangenbrot oder Fladen sowie zwei süße Stückchen.
Am Nachmittag oft dazu noch zwei Stück Kuchen oder Torte. Abends gehen wir alle paar Tage Essen bei Aicha. Rindfleisch, Hühnchen, Lamm oder Fisch aus der Tajine – meist mit Gemüse: Auberginen oder Zucchini oder Bohnen oder Artischocken … oder alles zusammen.
Nach der Suppe die Vorspeise – Hauptspeise – Dessert
Bei 25 bis 28 Grad kann man es gut aushalten. Dazu der große Pool, in dem sich die Platzbewohner jeden Abend treffen. Auch das abendliche Tee-Zeremoniell mit Keksen ist fester Bestandteil des Tagesablaufes und eine gute Möglichkeit um Informationen auszutauschen.
Neuzugang
Inzwischen ist auch noch Heidi mit ihren zwei Hunden im Wohnmobil von einem anderen Campingplatz in Marrakech zu uns gestoßen. Dort war es ziemlich laut und nur französische Camper. Die Unterhaltung war da doch sehr eingeschränkt.
Inzwischen sind wir also 4 Wohnmobile: Oli, Birgit, Frank, Heidi und wir Beide.
Am Karfreitag bittet Aicha zum Oster-Kaffee mit Torte
Mit Ostern haben Muslime natürlich nicht am Hut. Trotzdem bittet uns Aicha am Nachmittag zum Kaffee auf der Terrasse. Natürlich mit einem selbst gemachten Torte. Der Name Schatz ist einfach Programm hier auf dem Campingplatz. Die beiden Betreiber sind richtige Schätzchen!
Video 40: BESONDERE BEGEGNUNG über unseren Unfall und die Reaktionen der Marokkaner: https://youtu.be/lnGvwEwNaRE
Pflicht für das Tragen von Atemmasken in Marokko
Am Abend wird bekannt, dass ein Erlass der marokkanischen Regierung besagt, dass ab morgen, 07.04. in der Öffentlichkeit Atemmasken getragen werden müssen. Sie sollen in den nächsten Tagen verfügbar sein und für 7 Cent pro Stück verkauft werden. Der Preis ist subventioniert und festgelegt. Bis die Masken an die Verkaufsstellen verteilt sind, reicht auch ein Schal oder ähnliches.
02.04. bis 05.04.2020 Jetzt E-Mail-Abonnement für unseren Blog
Wir haben eine Neuigkeit für unseren Blog eingerichtet. Man kann jetzt unsere Posts abonnieren. Das heißt, dass bei einer Anmeldung jeweils eine E-Mail den Abonnenten benachrichtigt, wenn wir eine neue Meldung einstellen.
Damit nicht jeden Tag ein E-Mail raus geht (das könnte nerven), werden wir nicht mehr jeden Tag einen Beitrag schreiben, sondern ein paar Tage in einem Post zusammen fassen.
Das nächste Video
Ein Vorteil hat die Situation, dass wir in Marokko auf dem Campingplatz festsitzen. Wir kommen endlich dazu, unsere YOUTUBE-Videos auf den aktuellen Stand zu bringen. Heute ist das schon lange fällige Video zur Ausstattung fällig. Es geht um die Abdeckung mit Isoliermatten der Front- und Seitenscheiben. Nicht nur für den Winter, sondern vor allem im Sommer bei Hitze ein guter Schutz gegen das übermäßige Aufheizen des Fahrzeugs.
Wieder haben wir problemlos in dem großen Supermarkt Carrefour in Marrakech eingekauft. Hingefahren sind wir wie immer mit dem Smart. Unterwegs keine Kontrolle.
Die Einkaufswägen wurden immer noch nach jeder Benutzung abgewischt und beim Eingang wurden von jedem Besucher die Hände desinfiziert. Als Neuerung gab es einen getrennten Eingang und Ausgang aus dem Gebäude. Sinnvoll, da sich die Kommenden und Gehenden so nicht begegnen.
Es wird wärmer
Langsam wird es wieder wärmer. Nach einer kälteren Phase mit tagsüber viel Wind und gefühlten 18 Grad hat es diese Tage an die 30 Grad. Nachts kühlt es immer noch ziemlich ab, was zum Schlafen sehr angenehm ist.
Artikel in der NWZ über uns
Heute hat sich die NWZ Göppingen bei uns gemeldet. Sie wollen einen Bericht über die Entwicklungen für uns in Marokko bringen. Der Hauptteil des Textes stammt aus unserem Blog. Der Rest wurde in einem Telefoninterview geklärt. Heute Morgen haben wir noch ein Foto gemacht und per Mail nach Deutschland geschickt.
Während wir noch selig geschlafen haben, haben uns heute früh zwischen 7 und 9 Uhr vier Wohnmobile in Richtung Tangermed verlassen. Sie haben sich Tickets für die Fähre nach Sete (Frankreich) gekauft. Damit haben sie auch die Berechtigung in den Norden von Marokko zum Hafen zu fahren.
Hier sind mit uns jetzt noch 3 Wohnmobile, die sich entschlossen haben, erstmal abzuwarten.
Alle 3-4 Tage essen wir hier auf dem Campingplatz zu Abend. Ab jetzt wird das eine kleiner Gruppe mit 4 Personen. Naja, da kann man den Abstand auch besser einhalten 😊. Ein Abendessen mit 4 Gängen kostet 10 Euro pro Person – und Aicha kocht hervorragend marokkanisch!
Jeden Abend gibt es auch für Alle Tee und Gebäck, egal ob man sich Abendessen angemeldet hat oder nicht. Immer wieder eine gute Möglichkeit sich auszutauschen und gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen.
Wir sind schon gespannt, was es heute Abend zu essen gibt …
31.03.2020
Die zweite Fähre nach Sete ist buchbar – wir bleiben trotzdem in Marrakech.
Heute Morgen wird klar, dass die Telefonnummer, die seit gestern 18 Uhr vorhanden sein soll, immer noch nicht freigeschaltet ist. Sie soll nun durch eine Online-Registrierung und -Buchung ersetzt werden. Aber auch die ist bis 13 Uhr noch nicht verfügbar.
Arber irgendwann am Nachmittag funktioniert dann alles. Die Buchungen können durchgeführt werden und werden dann auch im Laufe des Abends bestätigt. Mit dieser Bestätigung ist eine Fahrt in den Norden bis nach Tangermed erlaubt.
Vom Campingplatz hier in Marrakech werden morgen früh 4 Wohnmobile aufbrechen, 2 deutsche, 1 österreichisches und 1 französisches Fahrzeug.
Wir bleiben bei unserer Entscheidung und warten vorerst mal hier ab. Mit Hänger kostet die Fähre nach Sete nämlich 1.700 Euro. Nicht gerade billig. Das Argument ist, dass die Fähre von Sete leer hierherfährt. Uns war es zu teuer. Dazu noch die Ungewissheit, was wirklich geschieht und ob auch alles funktioniert.
30.03.2020 Kurze Hektik – es gibt neue Entwicklungen
Heute verabreden wir uns im „Freiluft-Fitnesscenter“ zum Kaffee.
Es gibt noch Kuchen vom gestrigen Geburtstag. Außer dem französischen Ehepaar
mit dem Kind sind alle da. Gegen 16 Uhr löst sich die Runde so nach und nach
auf.
Beim Zusammenpacken kommt dann nochmal Schwung in die Bude. Andree
kommt um 16:45 und meldet, dass er Kontakt zum deutschen Botschafter und damit Zugriff
auf ein Kontingent von Tickets für die Fähre am Donnerstag habe. Bis 18 Uhr
müssen die Daten beim Konsulat sein, da dann die offizielle Telefonnummer
geschaltet wird, über die alle sich Tickets reservieren können. Preis zwischen
1.200 und 1.600 je nach WoMo-Größe und Kabine (Doppel-/Mehrbettkabinen oder nur
Sessel). Andree betont, dass es laut deutschem Botschafter keine weitere Fähre
geben werde und bei einer Verschlimmerung der Krise bürgerkriegsähnliche Zustände
zu befürchten seien.
Argumente dafür und dagegen werden ausgetauscht. Die Fragen sind
immer dieselben wie auch schon bei der ersten Fähre, die wohl inzwischen in
Sete angekommen ist:
wie sicher ist die freie Fahrt durch Marokko
zum Hafen – immerhin über 600 Kilometer?
was passiert, wenn auf oder beim Verlassen der
Fähre ein Corona-Fall festgestellt wird?
Quarantäne im Hafen von Sete? Oder sogar auf
dem Schiff?
wie sicher sind die 40 Stunden Fahrt auf der
Fähre mit hunderten anderen Passagieren?
wie entwickeln sich die sanitären Bedingungen
bei Sturm, wenn die Überfahrt länger dauert?
wie sicher ist die direkte Weiterfahrt durch
Frankreich nach Deutschland?
was bedeutet keine weitere Fähre? Nie wieder? Sehr
unwahrscheinlich!
Die Diskussion wird sehr offen geführt. Wir setzen uns alle auch
mit Aicha und Reinhard zusammen.
Für uns ist schnell klar: wir für uns nehmen das Angebot nicht an.
Zu viele offene Fragen und keine Sicherheiten. Es sind noch weit über 1.000
andere Wohnmobilisten in Marokko verstreut.
Die aktuellen Infektionszahlen von offiziell unter 500 im Land
sprechen auch für unsere Entscheidung. Auch wenn die Dunkelziffer hoch sein
wird, ist die Zahl niedriger gegenüber den europäischen Ländern.
Außer dem französischen Ehepaar mit Tochter bleiben erstmal alle
hier und warten ab. Die vier Leute aus den beiden zuletzt angekommenen Wohnmobilen
haben sich auf die Liste setzen lassen und warten nun auf die Bestätigung. Wenn
die dann da ist, wollen sie die endgültige Entscheidung treffen, ob sie fahren oder
nicht. Die 1.600 Euro für die Buchung wären bei Nichtantritt allerdings weg. Für
mich eine verwunderliche Entscheidung, da sie die schreckliche Situation an der
Grenze bereits schon einmal durchlebt haben. Aber das muss jeder für sich
selbst entscheiden.
Die Gruppen berichten, dass die Fähre um 14 Uhr in Tanger Med
angekommen ist. Die geplante Abfahrt um 16 Uhr wird sich also verschieben. Erst
in der Nacht kommt sie dann los. Einzelne PKWs stehen auf dem Deck. Vielleicht
haben sie eine Matratze im Auto liegen und gelten somit als Camper?
Ein ganzer Fahrstreifen auf dem Deck ist leer. Dort sollen wohl
normalerweise die Motorräder stehen. Es sind wohl auch einige Zweiräder auf dem
Platz, aber von denen wird keines mitgenommen.
Nach Abfahrt der Fähre ist der Hafen-Parkplatz wohl leer.
Es heißt nun, dass es ab Montag um 18 Uhr eine Telefonnummer geben
wird, unter der man einen Platz für die nächste Fähre am Donnerstag reservieren
kann. Mit der Buchungsbestätigung kann man wohl auch die Fahrt durchs Land
antreten.
Die Entscheidung bei uns beiden fällt durch einen Blick: wir bleiben
hier.
Um 15 Uhr gibt es heute Kaffee und Kuchen. Eine der anwesenden
Damen hat Geburtstag. Aicha richtet eine Tafel mit mehreren Kuchen und Muffins.
Ja, an der guten Versorgung hapert es hier nicht.
Natürlich ist eines der Hauptthemen wieder Corona und die
Auswirkungen sowie unsere Situation. Die meisten hier gehen das sehr entspannt
an.
Am Abend machen wir uns den Tintenfisch, den wir gestern im Markt gekauft
haben. Dazu gebratenes Gemüse (Paprika/Mohrrüben) und Brot.
Ach ja, in Deutschland wurden in der Nacht die Uhren umgestellt.
Jetzt müssen wir beim Fernsehen aufpassen, alles kommt jetzt eine Stunde früher.
Wir verpassen den Tatort und schauen dann die Ausstrahlung um 20:45 unserer
Zeit auf ONE.
Heute nehmen wir uns vor, mal wieder einkaufen zu fahren. Die
Situation ist nicht ganz klar. Eigentlich benötigt man ein Dokument, damit man einkaufen
fahren darf. Dies gilt auch immer nur für eine Person.
Wir schnappen uns trotzdem den Smart und düsen los. Außer dass sehr
wenig Verkehr ist und kaum Menschen auf der Straße sind, fühlt sich alles normal
an. Es gibt keine Kontrollen und wir kommen unbehelligt auf den Parkplatz des
Supermarktes an.
Beim Betreten des Marktes werden unsere Hände mit Desinfektionsspray
eingesprüht. Auch die Kassiererinnen werden ab und zu mit dem Spray versorgt.
Die Griffe der Einkaufswägen werden nach dem einsammeln auch jedes Mal
desinfiziert.
Ein Viertel der Einkaufenden tragen einen Mundschutz. Wäre dem
nicht so, würde man auch hier nicht merken, was draußen in der Welt vorgeht.
Alles sehr entspannt. Die Regale sind voll. Wir kaufen in Ruhe ein. Wir haben
das Gefühl, dass die Preise ein wenig angezogen haben. Haben aber keinen
direkten Vergleich zu früheren Einkäufen.
Wir kommen auch wieder zum Campingplatz zurück ohne eine Kontrolle,
Polizei und/oder Militär gesehen zu haben.
Abends kochen wir dann Paprikagulasch mit Semmelknödel. Lecker.
Wie wir am Vortag von den Neuankömmlingen erfahren haben, wurden
die Autoschlangen vor der Grenze zu Ceuta aufgelöst und auf den großen
Parkplatz im Hafen von Tanger Med, einem weiteren großen Parkplatz und einem
Campingplatz verteilt. Die extreme Situation mit Wasserversorgung und Entleerung
der Toiletten aus den Fahrzeugen entspannt sich etwas. An allen Stellen gibt es
zumindest eine Ver- und Entsorgungsstelle.
Insgesamt sollen um Tanger Med und Ceuta zwischen 1.000 und 2.000
Fahrzeuge stehen und auf eine Fähre nach Europa warten. Wir sind immer noch 600
Kilometer von dort entfernt und fühlen uns weiterhin sehr wohl mit unserer Entscheidung.
Eben hier auf dem Campingplatz bei der Familie Schatz in Marrakech in Ruhe die
Entwicklung abzuwarten.
Dann kommt Unruhe in den Foren – vor allem in der „Wohnmobil
Ausreise“. Die Gerüchteküche fängt an zu brodeln. Dann wird es aber von der
Botschaft wohl bestätigt: Es soll wohl eine Fähre geben, die zweimal von Tanger
Med nach Sete in Frankreich fährt. Einmal am Sonntag und einmal am Donnerstag. Kosten
1.200 bis 1.600 Euro. Der Preis ist so hoch, da die Fähre jeweils leer von Sete
nach Marokko fährt. Dann geht es mit der Diskussion los, ob auch PKWs oder
Personen ohne Fahrzeug mitdürfen. Es geht hin und her. Schlussendlich scheint
es klar zu sein, dass nur Campingfahrzeuge mitdürfen.
Die erste Fuhre am Sonntag soll nur für die Wohnmobile sein, die
bereits in Tanger Med auf dem Parkplatz im Hafen stehen. Wohl 170 bis 190
Stück. Die Gerüchteküche springt wieder an: die Fähre ist gar nicht so groß, es
passen nur ca. 100 Fahrzeuge drauf.
Die Pässe der dort wartenden werden mit den Kreditkartendaten
eingesammelt für die Buchung. Wir sind gespannt, wie sich das entwickelt. Wir
haken es für uns ab, da noch so viele Wohnmobile im Norden stehen. Wir rechnen uns
keine Chance aus, auf eine der beiden Fähren zu kommen.
Der Meinung sind auch die anderen Mitcamper auf dem Platz. Auch
von den Gruppen weiter im Süden hört man, dass sie sich nicht vom Fleck bewegen
wollen.
26.03.2020 Neue Gäste auf dem Campingplatz SCHATZ in Marrakech
Heute kommen zwei deutsche Wohnmobile an. Wie sich herausstellt,
haben die vier Insassen die letzten Tage in Ceuta an der Grenze verbracht. Dort
haben sie sich als die sogenannten „Krisenmanager“ betätigt. Gespräche mit
Presse und der deutschen Botschaft in Rabat geführt und die Gruppe informiert.
Wie sie dann am Abend beim Abendessen berichtet haben, hat aber
alles nichts gebracht. Letztendlich haben die Polizei und das Militär den kilometerlangen
Stau vor der Grenze von Marokko zu Ceuta aufgelöst und die über 1.000 Fahrzeuge
(Wohnmobile und PKWs) auf zwei Parkplätze verteilt. Einer davon ist der Hafen
von Tanger Med. Beide Plätze wurden dann abgeriegelt. Also keiner kommt von
dort mit dem Wohnmobil wieder weg. Zu Fuß, mit dem Fahrrad, Roller, Motorrad
oder separaten PKW kann man jedoch einkaufen gehen.
Die vier haben die Abfahrt gerade noch vor der Räumung geschafft
und konnten die 600 Kilometer in den Süden bis nach Marrakech zurücklegen. Sie
hatten ähnliche Gründe wie – vor allem die Sicherheit hier, das schöne Umfeld
und die Nähe der Besitzer zu Informationen über die Ereignisse mit deutscher
Sicht.
Die Erzählungen haben uns erneut bestätigt, dass wir die richtige Entscheidung
getroffen haben: einfach in ruhiger und sicherer Umgebung abzuwarten. Zuerst
war es richtig in Tafraoute Stellung zu beziehen und die Situation
einzuschätzen. Dann war es für uns genau richtig, den Weg nach Marrakech
auf den deutsch geführten Campingplatz SCHATZ anzutreten – vor allem wegen der
Sicherheit der medizinischen Versorgung und bei Notwendigkeit einen besseren
Zugriff auf Medikamente und/oder eine Möglichkeit per Paket/Kurier erreichbar
zu sein.
Wie jeden Tag nehmen wir uns ein paar Dinge vor, die wir heute
erledigen wollen: aufräumen, staubsaugen, Heckgarage neu einräumen, am Video
weiter arbeiten und noch einiges mehr … und wir (fast) immer schaffen wir nur
die Hälfte. Aber das ist auch OK, denn wir haben keinen Druck.
Gedanklich haben wir uns damit abgefunden, dass wir bis mindestens
Ende April hier festsitzen werden. Trotzdem verbringen wir 2-3 Stunden am Tag
damit, uns auf dem Laufenden über die sich immer verändernde Situation zu
halten. Das heißt Radio/Fernsehen verfolgen und Webseiten von Botschaften, Fährgesellschaften
und einschlägigen Seiten checken sowie den ganzen Tag über die speziellen WhatsApp-Gruppen
verfolgen.
Für alle, die mit Nachdruck auf Ihre sofortige Ausreise
hinarbeiten die Gruppe „Wohnmobil Ausreise Marokko“ mit ca. 250 Teilnehmer und
für alle, die das etwas lockerer sehen die Gruppe „Wagenburg Marokko“ mit ca. 150
Teilnehmern. Die Letztere bildet eher unsere Linie ab. Das heißt aber nicht,
dass wir nicht ausreisen wollen. Aber nicht um jeden Preis. Sondern nur, wenn
die Überfahrt und die Weiterfahrt nach Deutschland gesichert ist. Bis dahin
gilt immer noch unser Motto: Da wir kein Haus/Wohnung in Deutschland mehr haben
ist es eigentlich egal, wo wir auf einem Wohnmobilstellplatz stehen: Allein bei
Regen und in der Kälte in Deutschland oder hier bei 25 Grad in der Sonne mit
Pool und sehr guter Versorgung.
Es ist jetzt 11 Uhr, das Frühstück ist beendet. Bevor wir uns
endlich wieder dem nächsten Video auf YOUTUBE widmen können, habe ich noch ein
ToDo auf dem Plan: Anruf bei meiner Hausärztin wegen der Verschreibung von
Medikamenten. Noch habe ich genügend Vorrat. Aber wenn wir länger festsitzen sollten,
muss ich mir einen Plan B überlegen. Das einfachste wäre, die Medikamente, die
ich hier in Marokko nicht bekomme, von Deutschland per Post oder Kurier
zusenden zu lassen. So einfach ist das aber gar nicht, da eine Verschreibung
ohne Versichertenkarte eigentlich nicht möglich ist. Aber auch dieses Problem
ist gelöst. Wir (bzw. Katrin, Uwes Kusine in Göppingen) hat das Rezept.
Keinen Tag zu früh wie es sich rausstellt, denn manche Arztpraxen
in Deutschland müssen schließen, da sie Corona-Infizierte behandelt haben deshalb
erstmal auch 2 Wochen in Quarantäne müssen.
Wir checken auch mal wieder die Gruppenposts. Da geht es ganz
schön rund. Viele haben Panik. Klar, das ist verständlich. Stehen vor der
Grenze und können nicht vor und nicht zurück. Aber – ich traue es mich fast
nicht zu schreiben – man könnte auch sagen: Das war abzusehen und die Anreise
zur Grenze war die eigene Entscheidung. Immerhin sagt die Botschaft seit 8
Tagen, dass man bleiben soll wo man ist und seit jetzt 4 Tagen herrscht
Reisesperre. Aber jeder muss für sich selbst entscheiden und tut, was er tun
muss.
Inzwischen ist auch von der Botschaft bestätigt, dass man nach
Ablauf der 90 Tage in Marokko vorerst keine Visumverlängerung benötigt. Für uns
ja noch kein Thema, da wir noch 6 Wochen Spielraum haben.
Vor einer Woche haben wir noch im Palmenhain in Tafraoute Teile für
unsere Markise anfertigen lassen: eine Frontabdeckung, 2 Seitenteile mit Türe
und 4 Radabdeckungen. Alles wurde am Donnerstag noch geliefert, bevor wir
gefahren sind. Allerdings waren die Seitenteile etwas zu lang, so dass etwas
nachgebessert werden musste. Heute nun kam der Lieferant auf den Platz. Wir
waren natürlich nicht mehr da. Aber Maren und Ralf haben die Teile entgegengenommen
und die Restsumme ausgelegt. Jetzt müssen wir uns nur noch irgendwie treffen, wenn
das Reisen wieder erlaubt ist. So lange leben wir jetzt schon mal mit unserer
Frontabdeckung.
Ansonsten habe ich heute eine neue Homepage angefangen, die ich
schon 2 Wochen vor mir herschiebe. Deshalb musste die Fertigstellung des neuen Videos
für unseren YOUTUBE-Kanal noch etwas warten – Business geht vor. Und ein wenig
zusätzliches Geld können wir gebrauchen. Denn ich kann mir nicht vorstellen,
dass meine VHS-Kurse in Göppingen, Kirchheim und Donzdorf im April und Mai wirklich
stattfinden. Auch unsere beiden Vorträge in KH und GP werden wohl abgesagt oder
zumindest in das Herbst-Semester verschoben.
Jetzt müssen wir noch eine wichtige Frage klären: Was gibt es
heute zum Essen. Der Nachtisch mit selbst gemachtem Grießpudding und Erdbeermus
ist schon mal fertig. Tini sagt gerade: Lass dich mal überraschen – na das mach
ich doch einfach!
Es war lecker, sehr lecker: Aufgeschäumte Tomaten-Paprikasuppe mit
geröstetem Brot. Und dann noch der Nachtisch für später … uns geht’s doch gut.
Brot haben wir ja immer genug. Jeden Morgen fährt Aicha los zu
Bäcker und legt jedem Camper jeweils zwei Tüten auf unserem Tisch vor dem Wohnmobil:
eine mit zwei Fladen, Baguette oder Brötchen und die andere mit zwei „süßen
Stückchen“ wie Schneckennudel und/oder Schoko-Croissants für den Nachmittagskaffee.
Daran kann man sich gewöhnen …
Heute ist ein ruhiger Tag geplant. Gerade schreibe ich diese
Zeilen – auch für die letzten Tage, checken unsere Social Media-Kontakte und
kontrollieren unsere Webseite. Da muss ich auch mal wieder was gemacht und
Daten aktualisiert werden. Auch zwei YOUTUBE-Filme warten auf die
Fertigstellung. Kommt alles. Jetzt haben wir Zeit. Aber das sagen wir schon
seit Monaten. Irgendwie verstehen wir jetzt die Rentner, die nie Zeit haben.
Nein, falsch: verstehen können wir das nicht – wir stellen nur fest, dass es so
ist!
Ein paar Telefonate sind auch noch fällig. Wir haben nämlich noch
ein Gesprächsguthaben auf unserer SIM-Karte, das morgen Nachmittag zerfällt.
Also rufen wir mal bei meiner Mutter und den Kindern an. Das Problem mit
unserer abgelaufenen Krankenversicherung gehen wir auch an.
Unsere Frage, wie das mit den Auslandskrankenversicherungen
aussieht, wenn man nicht nach Deutschland zurückkehren kann, bleibt leider
erstmal unbeantwortet. Es gibt dazu keine Vorgabe. Aber unser
Versicherungsmakler kümmert sich drum und wird uns entsprechend informieren.
In der Nacht kommt noch eine Meldung von der Botschaft: Ab morgen um Mitternacht werden die Außengrenzen von Marokko geschlossen. OK, wir warten ab. Die Meldungen von den durchfahrenden Wohnmobilen aus Spanien und Frankreich sind meist positiv. Die Durchfahrt wird ohne große Behinderungen ermöglicht. Die Autobahn darf nur für Einkäufe, Tanken und Übernachtung verlassen werden.
Offiziell sind auch alle Fährverbindungen gestrichen. Auch die bis gestern noch verkehrenden 2 Fährverbindungen von Ceuta nach Algeciras. In der Gruppe “Wohnmobil Ausreise Marokko” hört man so ab und zu, dass es weiter geht und einzelne Fähren doch noch fahren. Aber an der Grenze tut ich nichts. Keiner kommt mehr in die spanische Enklave Ceuta rein. Liegt aber wohl nicht an den Marokkanern, sondern an den Spaniern.
Wir haben seit Tagen ein Problem mit unserer Sat-Anlage. Sie
findet keinen Satelliten mehr und wir haben alles getan um das zu beheben.
Normalerweise sehen wir im Ausland wenig fern, aber in diesen Zeiten ist es uns
doch ein Bedürfnis, gut informiert zu sein über die Situation in Europa und
natürlich in Deutschland.
Reinhard (Betreiber Campingplatz) gibt uns eine kleine, portable SAT-Antenne. Mit der kleinen Ausführung bekommen wir zwar keinen Empfang, aber wir können unsere Anlage auf dem Dach genau danach ausrichten. Kein Empfang – kein Ausschlag in der Empfindlichkeit. Eigentlich kann es dann nur die Antenne sein. Also ziehe ich mit Aicha los und kaufe in einem kleinen Laden eine Schüssel mit 90 cm Durchmesser, die Befestigung und ein Rohr zur Befestigung. Alles zusammen 11 Euro. Das ist mir der Test wert, ob das Problem bei unserer automatischen Oyster-Antenne liegt. Aicha hat noch einen neuen LNB. Was noch fehlt ist ein Antennenkabel. Daran habe ich nicht gedacht. Aber Reinhard hilft. In der Garage liegen 50 Meter Kabel, wo ich mir 5 Meter abschneiden kann. Was fehlt sind die Stecker. Also improvisieren mit Klammern und Isolierband.
Endlich alles angeschlossen. Aber wir müssen feststellen, dass es
doch nicht ganz so einfach ist. Der Oyster-Receiver ist für die
Automatikantenne und nicht für eine manuelle Antenne ausgelegt. Er sucht immer
zuerst die Dacheinheit. Wenn er sie nicht findet, zeigt es einen Fehlercode. Also
nochmals umstecken, mit SAT-Finder schauen, was sich tut. Zum Vergleich stecke
ich nochmal die Automatik-Einheit an … und man glaubt es kaum: Plötzlich
erklingt der TV-Ton. Wir schalten durch – und alle Sender sind da! Warum auch
immer!?
Ein Tag umsonst eingekauft, geschaltet, umgesteckt, Kabel
gebastelt … aber das Ergebnis zählt.
Aícha freut sich. Sie wollte immer schon eine zweite Antenne für
„ihre“ arabischen Sender haben. Ich will Ihr die Antenne schenken. Aber da habe
keine Chance. Sie besteht auf die Bezahlung und drückt mir das Geld in die
Hand.
Beim Frühstück checken wir erstmal die Foren. Zwar sind die
Einträge wie üblich sehr unterschiedlich, teilweise widersprüchlich. Aber sie
bestätigen die Richtigkeit unserer Entscheidung. Denn einige Wohnmobile werden
auf der Fahrt in den Norden aufgehalten und wieder zurück zu Ihren
Campingplätzen in Zagora und Sidi Kaouki (bei Essaouira) geschickt.
In Deutschland werden die Einschränkungen auch restriktiver. Es
dürfen sich nur noch maximal 2 Personen oder Familien „zusammenrotten“. Nach
unserer Meinung haben wir für uns also die richtige Entscheidung getroffen.
Ein kleiner Test steht noch aus. Wir müssen einkaufen in die Stadt und starten zum Supermarkt CARREFOUR. Laut Aicha benötigen wir dazu einen Passierschein der Polizei. Gestern war sie im Supermarkt MARCHE. Der Parkplatz voll und eine lange Schlange am Eingang. Alle wollten noch vor dem Ausgehverbot einkaufen. Es durften auch immer nur eine bestimmte Anzahl von Personen in den Markt. Zudem durfte immer nur eine Person zum Einkaufen, die andere muss im Auto bleiben.
Wir versuchen es trotzdem. Smart runter vom Hänger und los geht’s – ca. 10 Kilometer in die Stadt. Angekommen am CARREFOUR stellen wir fest … nichts. Wenig Fahrzeuge auf dem Parkplatz. Wir steigen aus und gehen zu zweit einkaufen. Keinerlei Probleme. Die herumstehenden Einkaufswägen werden vom Personal eingesammelt und die Griffe desinfiziert. Zu den KassiererInnen kommen nach jedem Kunden HelferInnen zur Händedesinfektion. Die Regale sind voll und sämtliche Produkte sind in ausreichenden Mengen vorhanden. Alle Menschen im Markt sind auch sehr entspannt, nur vereinzelt mit Mundschutz. Aber niemand geht den anderen extrem aus dem Weg.
Um 02:30 klopft es mehrmals an unser Wohnmobil und ein Kind oder
eine Frau sagt etwas. Wir schrecken aus dem Schlaf hoch. Jetzt regt sich nichts
mehr. Aber an einfach weiter schlafen ist nicht mehr zu denken. Wir sind der
Meinung, dass es kein Deutsch war, sondern eher französisch.
Was will jemand mitten in der Nacht von uns? Müssen wir den Platz verlassen?
Zu dieser Zeit wohl kaum.
Durch die Fenster sehen wir nichts. Es ist Nacht. Wir trauen uns aber nicht,
die Türe zu öffnen und nach zu sehen.
Dazu muss ich erklären, dass wir zwar in einer Gruppe zusammen, der
Bereich aber sehr weitläufig und durch große Palmen getrennt ist. Wir sind vom
Nächsten ungefähr 30 Meter entfernt und durch einen Palmenreihe getrennt. Wir
sehen vor unseren Fenstern keinen unserer Nachbarn.
Als wir dann aber ein Fahrzeug wegfahren hören, wird es uns dann
doch mulmig. Müssen wir doch vom Platz? Aber dann hätten die anderen uns doch
verständigt? Und zwar lautstark, dass wir das auch mitkriegen. Also hilft
nichts, wir müssen raus. Sonst haben wir keine Ruhe mehr.
Und – tatsächlich. Die Österreicher Claudia und Heimo mit ihrem
Feuerwehrauto und auch Wolfgang mit seinen Landcruiser sind weg! Maren und
Ralf, die Italiener und die Neuseeländer sind aber noch da. Wir finden dann
auch einen Zettel vor der Türe von Claudia. Beide konnten nicht schlafen und haben
sich entschlossen mitten in der Nacht los zu fahren Richtung Ceuta. Sie wollen
am Stück die fast 900 Kilometer durchfahren, eine Fähre nach Spanien buchen und
nach Österreich heimfahren.
Jeder muss seine eigenen Entscheidungen treffen, mit denen er sich
wohl fühlt. Auch wir überdenken natürlich immer wieder unsere Situation. Was
wir gar nicht einschätzen können, ist der Ausnahmezustand und das Ausgehverbot.
Situation zum Verlassen des Landes
Wir versuchen uns übers Internet, Facebook, die deutsche Botschaft
und vor allem in WhatsApp-Foren aktuell
informiert zu bleiben. Wobei viel Panikmache und unbestätigte Meldungen die
Selektion schwer machen, was wahr ist und was nur auf Vermutungen und
Spekulationen beruht.
Wir verlassen uns vor allem auf zwei Foren, die Maren und Ralf
eingerichtet haben.
Wohnmobil Ausreise Marokko
Wagenburg Marokko
Also einmal für alle, die sofort ausreisen wollen und die
Wagenburg für alle, die vorerst mal bleiben wollen. Auch hier muss man ein
wenig selektieren und sich auf sein Gefühl verlassen.
Klar ist aber: alle Fährverbindungen von Marokko nach Europa, auch
die meist genutzte von Tanger Med nach Algeciras, sind definitiv geschlossen.
Man hört (bestätigt auch durch die Botschaft), dass es nur noch den Weg über
Ceuta gibt. Von dort sollen Fähren nach Algeciras fahren.
Der Landstrich Ceuta im Norden von Marokko liegt zwar auf marokkanischem
Gebiet, gehört aber zu Spanien. Man reist also auf dem Landweg dort nach
Spanien ein und nimmt die Fähre von Spanien nach Spanien.
Alles scheint auch zu funktionieren. Sogar die Tickets, eigentlich
von Tanger Med nach Algeciras bleiben auf diesem Weg gültig. Aber es gibt auch einige Meldungen, die von
Angst und Panik geprägt sind. Die Fähren fahren – die Fähren fahren nicht –
schlechtes Wetter – Fähre fährt nicht – doch eine Fährgesellschaft fährt doch –
hunderte von Wohnmobilen an der Grenze – wir sind gerade problemlos über die
Grenze nach Ceuta – gerade verlassen zwei Fähren Algeciras – wir sind auf der
Fähre – alles problemlos – Personal sehr freundlich – wir kommen nicht mehr
über die Grenze … usw, usw.
Dann kommt die bestätigte Meldung, die gestern noch als Gerücht
kursierte: ab heute abend 18 Uhr ist definitiv der Ausnahmezustand
ausgesprochen und damit auch eine generelle Ausgangssperre. Nur noch Lebensmittel-Einkauf,
Apotheke, Arztbesuch oder Weg zur Arbeit ist erlaubt.
Keiner weiß aber, was das wirklich bedeutet. Jetzt müssen wir auch
eine Entscheidung treffen. Fahren oder hier im Palmenhain bleiben?
Wegen der tollen Gemeinschaft würden wir gerne hierbleiben und wir wollen auf
keinen Fall zur Grenze fahren. Viel zu unklar die Situation dort. Was nützt es
uns, dann vor der Grenze oder in Ceuta in der Schlange zu stehen? Vielleicht
ohne Versorgung?
Und wenn wir auf die Fähre kommen, was erwartet uns in Spanien?
Was in Frankreich? Was in Deutschland?
In Deutschland ist inzwischen auch ein Ausgehverbot erlassen
worden. Nicht mehr als 5 Menschen dürfen sich versammeln. Also was sollen wir
in Deutschland? Wir haben ja keine Wohnung mehr und würden dann irgendwo auf
einem Stellplatz stehen. Wenn man das noch darf? Gut, wir kämen auch irgendwo
privat unter. Da sind wir sicher.
Wir sind uns da einig: bei diesen Aussichten bleiben wir lieber
hier in Marokko in der Sonne und Wärme. Es stellt sich nur eine Frage: ist der
Standort Tafraoute im Palmenhain der Richtige?
Vom Gefühl her – JA. Die tolle Gemeinschaft und Unterstützung, das gemeinsame
Einkaufen, Essen und der Informationsaustausch hat was.
Aber was ist, wenn bei mir gesundheitlich etwas schief geht? Das
nächste größere Krankenhaus wäre in Agadir, ca. 170 Kilometer entfernt. Unter
normalen Umständen leben wir damit natürlich. Immer kann irgendetwas passieren.
Tini musste in Marokko auch schon einen Tag in die Klinik „wegen Rücken“. Von
meinen lebensnotwendigen Medikamenten habe ich zwar einen Vorrat. Aber in 6
Wochen habe ich dann ein Problem.
Fahrt nach Marrakech
Wir erörtern alles beim Frühstück und kommen zum Ergebnis:
Auf keinen Fall fahren wir zur Grenze aus den oben genannten Gründen. Aber wir
werden die 400 Kilometer auf uns nehmen und nach Marrakech fahren. Dort ist die
gesundheitliche Versorgung sehr gut und wir kennen durch Tinis Rückenprobleme
bereits einen deutsch sprechenden Arzt dort.
Zudem fühlen wir uns auf dem Campingplatz SCHATZ, ca. 10 Kilometer
vor Marrakech, sehr gut aufgehoben. Reinhard ist Deutscher, seine Frau Aicha
ist Marokkanerin. Sie betreiben ein Hotel mit einem Campingplatz und sprechen
französisch, arabisch, englisch und natürlich deutsch. Sie haben viele wichtige
Verbindungen für Probleme aller Art und auch zur Polizei für aktuelle Infos zu
den Reisebestimmungen.
Entscheidung: Abfahrt 11 Uhr über das kleine Atlasgebirge, Tiznit
und Agadir nach Marrakech. Die Strecke wird sicherlich nicht Tinis
Lieblingsstrecke! Enge, teils einspurige Bergstraßen und Serpentinen sowie
starker Regen und dichter Nebel.
Sonst ist auf den Straßen viel weniger Verkehr als sonst. Auch die
Orte, durch die wir fahren, sind teilweise wie ausgestorben. Andere wirken
wieder, als sei nichts geschehen. Ein Autofahrer wird angehalten und erhält
einen lautstarken Verweis der Polizei, weil im Auto vier Personen sitzen.
Unterwegs sehen wir schon, dass wir die Ankunft bis zum Beginn der
Ausgangssperre um 18 Uhr nicht schaffen. Um 19 Uhr kommen wir dann am
Campingplatz an. Problemlos ohne Sperren und ohne Kontrollen.
19.03.2020 Fahrt zum Tanken mit einem fatalen Missgeschick
Kurz zur Situation: wir stehen noch immer im Palmenhain, ca.
1 Kilometer vor Tafraoute. In Richtung Ort hat es weitere Palmenhaine und auch
2 Campingplätze. Unserer ist am weitesten vom Ort entfernt und auch etwas
versteckt. Deshalb stehen hier auf ca. 2 ha nur 10 Fahrzeuge. Unsere kleine
Gruppe verändert sich immer wieder. Die Schweizer (Brigitte und Rene) sind
inzwischen weitergezogen. Dafür hat sich ein Ehepaar aus Neuseeland zu uns
gesellt. Die sind ein Jahr in Europa und nun in Marokko mit dem WoMo unterwegs.
Eine illustre Gruppe also.
Heute früh kam der Besitzer/Platzwart/Nachtwächter von
unserem Palmenhain und gibt uns einen Zettel mit Verhaltensregeln. Keine
Ansammlungen. Verlassen des Platzes nur für Einkäufe. Dazu gibt er uns einen
Zettel der Verwaltung, den wir ausfüllen müssen. Name, Kennzeichen und Zeiten
der Einreise nach Marokko und Anreise nach Tafraoute. Alles sinnvoll.
Wir werden heute mit dem Wohnmobil in den Ort fahren – der
Tank ist fast leer und man weiß ja nie. Es sind weniger Leute unterwegs als
sonst, aber alle sehen entspannt aus. Wenige tragen einen Mundschutz und mehr
Frauen als sonst tragen einen Schleier.
Das Missgeschick: Wir fahren in den Ort, kommen gerade aus dem Kreisverkehr – und plötzlich
rennen wild winkende Menschen auf die Straße und zeigen uns an, dass wir
anhalten sollen. Gehört und gefühlt haben wir es auch schon. Es gab
Erschütterungen und Stöße am Fahrzeug.
Oje, im Rückspiegel sehe ich das Malheur: unsere Tür der
Heckgarage auf der Beifahrerseite ist bei der Ausfahrt aus dem Kreisverkehr aufgegangen
und hat zum einen zwei parkende Fahrtzeuge mehrmals touchiert, ist dann
abgebrochen und liegt mitten auf der Straße.
Sofort eilen Menschen von der Straße und den Geschäften herbei
und helfen, die aus der Garage heraus gefallenen Gegenstände aufzuheben und zum
Wohnmobil zu bringen.
Ich gehe erstmal zu den beschädigten Fahrzeugen. Das meiste
hat ein neuer Mercedes GLS 300d abbekommen. Hinterer Kotflügel, Türe und
vorderer Kotflügel haben einige heftige Dellen und Kratzer. Der Fahrer des
Mercedes spricht leider kein Englisch. Auch von den umstehenden kann niemand
dolmetschen. Aber alle sind sehr entspannt, ohne Hektik und Aufregung.
Mit Händen und Füßen verständige ich mich mit dem Fahrer und
versuche eine Lösung zu finden. Der beruhigt erstmal mit den Händen und
telefoniert. Dann nimmt er sein Handy und fotografiert den Schaden –
telefoniert wieder. Ich rufe Maren im Palmenhain an und frage nach der
Telefonnummer von Els. Maren ruft Els direkt an und teilt ihr unseren Standort
mit. Sie ist aus Belgien und spricht sehr gut Französisch und Englisch. Ihr
Fahrzeug ist zurzeit auch im Ort zum Lackieren.
Ich gehe zurück zum Auto, das 50 Meter weiter immer noch
mitten auf der Straße steht. Durch parkende Fahrzeuge, ist kein Durchkommen für
Autos. Deshalb leiten Umstehende die ankommenden Autos an der Kreuzung gleich auf
die Parallelstraßen um.
Bei Tini steht inzwischen ein junger Mann in Latzhose und sieht
sich den Rahmen mit den herausgerissenen Scharnieren und die Türe an. Er erklärt
uns dann in englisch, dass das kein Problem sei. Er könne das reparieren. Wir
zucken mit den Schultern, noch etwas unter Schock. Er packt die Türe und lädt
sie in einen Transporter.
Ich gehe wieder zu dem beschädigten Fahrzeug. Inzwischen ist
ein Polizist eingetroffen, der zumindest ein wenig englisch kann. Der erklärt
mir, dass der Mann mit dem 4 Wochen alten Mercedes nur der Fahrer ist und dem
Besitzer Fotos vom Schaden geschickt hat.
Unser Mechaniker mit der Türe kommt hinzu und spricht mit
dem Polizisten. Der nickt und sagt, wir sollen das Fahrzeug wegfahren und dem
Transporter folgen in die Werkstatt. Ich bin etwas verwirrt und viele Fragen
schießen mir durch den Kopf: Der Schaden? Meine Personendaten? Fahrzeugdaten?
Versicherung? Grüne Versicherungskarte?
Alles erledigt, wir sollen fahren. Jetzt kommt noch ein
Ladenverkäufer hinzu, den wir schon vom Palmenhain kennen. Der spricht sehr gut
deutsch. Er erklärt mir, dass wirklich alles in Ordnung ist. Wir sollen
weiterfahren. Der Mercedes gehört einem reichen Mann und der will nichts von
uns.
Wahrscheinlich schaue ich ziemlich dumm aus der Wäsche, denn
das kann ich gar nicht glauben. Aber alle umstehenden lächeln mich an und
nicken: „It’s OK. No Problem. He’s a rich man – a very rich man.“. Ich bedanke
mich bei allen umstehenden – natürlich ohne Handschlag. Aber mit „Schokran“ und
eine Hand auf dem Herzen. Das bedeutet so viel wie „Herzlichen Dank“. Die Geste
wird von den Umstehenden mit einem Lächeln und freundlichen Nicken erwidert.
Inzwischen ist auch Els mit dem Fahrrad eingetroffen.
Gefolgt von dem deutsch sprechenden Händler auf dem Moped und Els auf dem
Fahrrad folgen wir langsam dem Transporter mit unserer Türe. Die Fahrt geht an
den Stadtrand in eine kleine Werkstatt.
Der junge Mann und ein zweiter aus der Werkstatt schauen
sich das Ganze an und fangen gleich an zu arbeiten. Els fragt gleich mal, was das kosten wird.
Die Männer sind nicht ganz so begeistert, dass eine Frau sich einmischt 😊,
aber wir fühlen uns dadurch sicherer. Der deutsch sprachige Händler bestätigt
auch, dass alles gut wird und der Preis schon stimmen wird. Els bleibt aber
hartnäckig und fragt nochmal nach.
Nach ca. 1 Stunde ist die Türe wieder an seinem Platz. Ein bisschen
klopfen, hämmern, ein paar neue Löcher, größere und längere Schrauben, Unterlagscheiben.
Das Scharnier sitzt, die Tür schließt.
400 Dirham = 40 Euro kostet das Ganze. Für marokkanische Verhältnisse eher
viel. Für uns aber voll OK. Ich glaube Els hätte da noch ein wenig
nachverhandelt. Aber wir sind froh, so glimpflich aus der Sache raus gekommen
zu sein.
Unser Dolmetscher aus dem Souvenirladen will kein Geld für
seine Hilfe. Er ist fast beleidigt – aber nur fast 😊.
Wir versprechen ihm, in den nächsten Tagen in seinem Shop vorbei zu schauen.
„Ja-ja, schaffe, schaffe Häusle baue,“ sagt er zum Schluss noch und fährt mit
seinem Moped von dannen.
Wir fahren wieder zurück in die Stadt und gehen Tanken. Unter
vielen lächelnden Blicken. Wahrscheinlich hat sich unser Missgeschick schon
herumgesprochen und unser Wohnmobil fällt durch die bunte Beschriftung und die
vielen Fotos auf.
Plötzlich stehen Ralf und Heimo vor uns. Sie sind vom
Palmenhain reingelaufen und wollten sehen, wie es uns geht. Schön, in Marokko
so eine „Familie“ zu haben.
Ausnahmezustand und Ausgehverbot:
Am Abend spricht es sich rum und wird dann auch durch Berichte
bestätigt: Die marokkanische Regierung versetzt das Land ab morgen 18 Uhr in
den Ausnahmezustand mit Ausgehverbot.
Das wird natürlich beim abendlichen zusammen sitzen in der Gruppe
erörtert und diskutiert. Heimo hat für alle Chili con Carne auf dem offenen
Feuer gekocht. Sehr lecker! Zum
Nachtisch gibt es noch Pancakes mit Zimt und Zucker, die Tini gebacken hat.
Auch sehr lecker!
Jeden Tag auch hier Neuigkeiten. Die Schulen und Restaurants haben geschlossen in Tafraout – wie wohl in ganz Marokko.
Die Versorgung ist aber noch gut. Alles auf dem Markt und in den Läden zu kriegen. In der 8.000 Einwohner Stadt Tafraout ist die Welt eben noch in Ordnung. Hier gibt es keine Supermärkte, sondern nur kleine Läden – davon aber ziemlich viele.
Dazu natürlich jede Menge kleine Straßenstände mit Obst, Gemüse, Gewürzen usw. . Heute war Souk (Markt). Auch nicht mehr so viele Stände wie letzte Woche Mittwoch, aber trotzdem sehr viel Auswahl.
Getankt haben wir auch. 1,09 Euro der Liter Benzin für den Smart. Diesel liegt inzwischen bei 0,86 Euro pro Liter.
Aus aktuellem Anlass unterbrechen wir unsere Posts von unserer Nordtour, die wir langsam aufs Laufende bringen wollen und posten erstmal die aktuellen Informationen von uns aus Marokko.
Denn auch uns hat das Corona Virus erfasst. Wenn auch nicht so schlimm, wie wir das von Italien, Spanien und sogar aus Deutschland hören.
Aber wir sitzen hier mit anderen WoMo-Reisenden erstmal auf einem Stellplatz in der Nähe von Tafraout fest. Klar könnten wir weiterfahren oder Richtung Norden. Aber Warum? Nirgends wird es besser sein. Und hier gibt es alles was wir brauchen.
Wir, das ist eine kleine Gruppe aus Schweizern, Österreichern, Holländern, Belgiern sowie unsere Freunde Maren und Ralf aus Göppingen. Mit den beiden hatten wir uns hier verabredet. Eigentlich nur für 1-2 Tage. Aber nachdem Ralfs Mutter nicht nach Marokko zu Besuch kommen konnte, bleiben die Beiden weiterhin hier auf diesem schönen Fleck in Marokko.
Wir Essen jeden Abend zusammen. Mal kochen alle zusammen, mal kocht einer für die ganze Gruppe mit 12 Personen – beispielsweise auch Pizza im selbst gebauten Steinbackofen mit Holzfeuer.
Uns geht es also erstmal gut. Machen können wir eh nicht viel, da alle Fährverbindungen nach Europa gestrichen sind. Ein Flug kommt für uns alle nicht in Frage, da wir ja unser Wohnmobil nicht hier stehen lassen können. Die meisten leben im Wohnmobil und haben alle benötigten Dinge bei sich. Wir auch. Was nützt uns da ein Heimflug, wenn alle Sachen die wir benötigen hier bleiben müssen?
Endlich geht’s los: Wir überqueren die Grenze nach Dänemark.
So richtig bewusst ist es noch nicht, dass wir nicht in Urlaub fahren, sondern
„unterwegs leben“ werden. Am meisten führen uns fremde Gesprächspartner das vor
Augen.
Unser erstes Ziel ist der Südwesten von Dänemark. Natürlich
direkt am Meer. Denn das zieht uns immer wieder an. Wir kommen eben aus einer
bergigen Gegend, in der „Meer“ nicht alltäglich ist.
Camping Börsemose ist ein Volltreffer. Übernachten direkt in
den Dünen. Die Ausmaße des Platzes werden uns erst im Laufe unseres
Aufenthaltes bewusst. Hinter jeder Sanddüne liegen weitere Stellplätze.
Wir verbringen die ersten ruhigen Tage seit langem. Ohne Termine. Ohne irgendwelche Punkte, die abgearbeitet werden sollten.
Abends machen wir ein tolles Picknick mit selbst gemachten Fleischküchle (Buletten) und Kartoffelsalat und natürlich einem Gläschen Sekt.
Dazu ein kleines Video an die Familie. Vor allem an die Krummbek‘er, bei denen wir fast 4 Wochen mit den letzten Vorbereitungen verbracht haben.
12.08.2019 Um 14 Uhr kommt die große Kiste auf dem Campingplatz an und wir gehen gleich daran, die Befestigung auf dem Hänger zu planen.
Dann geht’s mit dem Smart in den Baumarkt: Schlossschrauben, Unterlagscheiben und Bretter zur Verstärkung besorgen – dann noch Löcher bohren und festschrauben – alles klappt wie geplant. Puhh, da fällt uns ein schwerer Stein vom Herzen.
Dann kann es morgen ja los gehen! Nach Dänemark und dann immer weiter Richtung Norden …
09.08.2019 In Flensburg angekommen warten wir dann auf die Kiste und machen uns ein paar schöne Tage. Wir sind gespannt, ob sie pünktlich kommt und dann auch so passt, wie wir uns das vorgestellt haben.
07.08.2019 OK, das Problem mit dem Autotransport ist gelöst, aber wir haben immer noch ein paar Kilo zu viel im Wohnmobil. 150 Kilo haben wir in Schönberg noch abgespreckt. 250 Kg müssen noch auf den Hänger. Die Umlagerung unsere beiden E-Bikes sowie Stative, Werkzeug, Leiter und zwei Koffer mit Winterkleidung würden gewichtsmäßig passen – aber wohin damit?
Also muss eine große Lastkiste für den Anhänger her, die
selbst möglichst wenig wiegt … und wieder einmal sofort lieferbar ist.
Aber auch das kriegen wir hin. In Friedrichstadt bestellen
wir die große Plastikkiste und lassen sie an einen Campingplatz nach Flensburg
liefern, auf den wir noch eine Zwischenstopp machen wollen, bevor er nach
Dänemark geht.
05.08.2019 Nach viel diskutieren und recherchieren kommen wir zur Erkenntnis, dass ein neuer Anhänger her muss. Mindestens 1.8 t zul. Gesamtgewicht und mit möglichst wenig Eigengewicht. Auf der Suche stoßen wir schnell auf ein weiteres Problem: der Hänger muss ja sofort lieferbar sein, denn wir wollen ja los ans Nordkap. Also haben wir das Internet nach Händlern in der Nähe von Kiel abgegrast, telefoniert und verhandelt. Endlich haben wir mit dem Anssems den richtigen Hänger gefunden. Der große Vertrieb im Norden findet dann sogar einen Händler, der einen 3-Tonnen-Anhänger auf Lager hat.
Wir lassen
uns die Papiere zusenden und holen den Hänger nach der Anmeldung in Plön ab,
fahren den Smart auf den Hänger und zischen ab Richtung Friedrichstadt.
Der alte Hänger
bleibt im Hof von Andi vorerst mal stehen, bis wir ihn verkauft haben. Da haben
wir dann ein paar Wochen später Glück: Mit Hilfe der Familie finden wir schnell
einen Käufer.
04.08.2019 Zurück aus Wacken wollten wir endlich mal unser Fahrzeug wiegen, um zu wissen, wo wir mit unserem Gesamtgewicht liegen. Laut gekaufter Waage waren wir 400 KG überladen. Um diese Methode (jeder Reifen wird einzeln gewogen und dann das Gesamtgewicht berechnet) zu prüfen, sind wir zum Wertstoffhof gefahren. Aber auch dort zeigte sich das gleiche Bild: ca. 380 KG zu viel – also statt 4,25 t hatten wir 4,6 t. Definitiv zu viel, denn da waren weder wir als Passagiere noch die Anhängerlast von 100 Kg eingerechnet. So 150 Kg können wir vom WoMo auf den Hänger und in den Smart umladen. Mehr geht aber nicht, denn damit wäre auch der Hänger überladen.
Auch mit dem
Hänger haben wir ein kleines Problem. Wenn wir vorwärts mit dem Smart auf den
Hänger fahren, haben wir 0 Kg Last auf der Anhängerkupplung. Anders herum sind
es aber fast 200 Kg, da der Smart einen Heckmotor hat. Durch den kurzen
Anhänger mit einem zul. Gesamtgewicht von 1.35 t haben wir auch keinen Spielraum
um das auszugleichen.
Da der
Hänger auch etwas zu schmal für den Smart der 3. Generation ist, müssen wir uns
was einfallen lassen.
29.07. bis 04.08.2019 Am Montag ging es früh los in Richtung Wacken. Für Daniel gab es noch eine große Überraschung, als plötzlich sein Bruder aus Göppingen aufgetaucht ist, der sich auch eine Karte für Wacken besorgt hatte.
Wacken ist schon ziemlich speziell. Die Musik liegt uns
beiden und es haben viele Bands gespielt, die wir gerne hören. Auch einige
Altrocker wie z.B. Saxxon und Uriah Heep. Gerade letztere sind für Tini und mich
etwas Besonders. Unser erstes Rock-Konzert haben wir 1977 in Esslingen erlebt –
nämlich Uriah Heep. Tini durfte damals von ihren Eltern aus nur mit, da ich
dabei war. Ja, ich war brav, hatte Anstand und machte immer einen guten
Eindruck auf Eltern. Sonst lief ja nichts zwischen uns – kein Gedanke daran.
Wir waren einfach Tanzschulfreunde.
Weitere tolle Konzerte waren SABATON, BEYOND THE BLACK,
ELUVITIE und zum guten Abschluss POWERWOLF, von denen wir beide ziemlich
begeistert waren. Tolle Musik und eine klasse Live-Show mit viel Freude
dargebracht.
19.07.2019 Für Heute ist der Eingriff geplant, bei dem per Endoskopie die Gallenwege geprüft werden sollen. Deshalb fuhr ich sehr früh mit dem Taxi die 40 KM nach Kiel. Leider hat sich alles verschoben, so dass ich erst um 17 Uhr in den OP kam. Durch einen Bettennotstand musste ich im Wartezimmer der Station auf den Eingriff warten. Nach dem Aufwachen konnte ich dann ein Bett in einem Zimmer beziehen. Die kleine OP war ein voller Erfolg. Sie haben festgestellt, dass der Gallenweg mit 1 mm Durchmesser zu eng war, um die Flüssigkeit von der Leber (die Galle wurde bei der Bauchspeicheldrüsen-OP bereits mit entfernt) gut zu entsorgen. Wahrscheinlich gab es immer wieder Staus, bei denen sich leicht Entzündungen bilden können. Deshalb wurde im gleichen Zug der Gallenweg mit einem Ballon auf 6 mm geweitet – mit der Hoffnung, dass sich keine Staus und damit auch keine Entzündungen mehr bilden.
Ich frage mich nur seither, warum nicht schon bei einem
früheren Klinikaufenthalt in Göppingen jemand auf diese Idee gekommen ist?
18.07.2019 Heute sind wir nach Plön gefahren, um die Fahrzeuge umzumelden auf unsere neue Adresse. Das Wohnmobil, der Anhänger und der Smart konnten die Kennzeichen von Göppingen behalten, was uns sehr recht war.
Ansonsten haben wir immer wieder Teile des WoMos auf- und umgeräumt und haben kleine Ausflüge alleine und am Wochenende auch mit der Familie gemacht – Nach Schönberg, zum Starnd, mal einen Kaffee trinken, mal an die Fischbude ….
15.07.2019 Im Baumarkt haben wir noch ein paar Kleinigkeiten eingekauft wie Wasserschlauch, Schrauben und ein Holzbrett. Im Media-Markt gab es dann eine externe USB 6 TB-Festpalte und einen kleinen Drucker für mein „Büro“ im Wohnmobil. Alles muss in einen der Oberschränke passen, neben den USB-Hub des Laptops, Netzwerk-Verteiler, Labeldrucker und die Speedbox der Telekom für die Internetverbindung mit 100 GB Datenvolumen. Noch dachte ich, dass das alles so funktioniert …
Zur Befestigung habe ich ein Brett sägen lassen, das genau
auf den Boden des Doppel-Oberschrankes passt. Darauf habe ich dann Haken
eingeschraubt neben den Geräten und mit einem starken Gummi festgezurrt. So hat
alles einen festen Halt und ist trotzdem flexibel.
Bis dahin hat auch alles so funktioniert wie geplant.
12.07.2019: Am Nachmittag hat mich Tini im Krankenhaus abgeholt. Gerade rechtzeitig zur Geburtstagsfeier von Hannah, der Tochter des Hauses. Sonst habe ich mich am Wochenende vom Krankhaus erholt.
Am Abend gab es für Tini dann eine große Überraschung: Die
von mir besorgten Karten für das Wacken Open Air wollte an Tini als
Überraschung überreichen. Dazu habe ich eine CD-Hülle von SABATON gebastelt, in
die ich die Karten eingelegt habe. Überreicht wurde diese Hülle dann im Kreis
der Freunde, die mit nach Wacken gehen. Tini hat sich überschwänglich gefreut
und ist ziemlich ausgeflippt. Sie hatte nicht mehr damit gerechnet, dass es
noch eine Möglichkeit gibt, nach Wacken zu kommen.
Schön zu sehen in unserem Youtube-Video Nr. 18: Die ersten 4
Wochen unserer Auswanderung.
Planung ist ja schön und gut, aber oft kommt es anders als
man denkt. Am Wochenende fing es an: Samstagnacht bekommt Uwe plötzlich Schüttelfrost
und Schweißausbrüche abwechselnd. Am Sonntag bleibt uns nichts anderes übrig
und wir bringen Uwe ins Krankenhaus nach Breetz. Dort muss er dann erstmal eine
Woche bleiben um die extremen Entzündungswerte mit Antibiotika behandeln zu
lassen.
Nach der großen OP 2010 mit Entfernung der
Bauchspeicheldrüse hatte er dieses Problem bereits 2011, 2012 und 2016. Vermutet
wurde eine Entzündung des Gallenweges von der Leber aus. Nach einer Woche Krankenhaus
war alles wieder gut – für eine gewisse Zeit. Dieses Mal jedoch hatten die
Ärzte in Absprache mit der Uni-Klinik in Kiel den Vorschlag, die Gallenwege mit
einer Endoskopie zu prüfen.
Im Krankenhaus hatte ich viel Zeit und ging ein noch offenes
Problem an. Von Wacken hatte ich nämlich noch immer keine Zusage für
Pressekarten bekommen. Also habe ich mich auf die Suche nach Eintrittskarten
gemacht, denn ich konnte im Krankenhaus eh nichts Sinnvolles für unser Projekt
tun.
04.07.2019: Da wir ab dem 29. Juli das größte Heavy Metal Festival in Wacken besuchen wollen, bleiben wir bis dahin bei Tinis Neffen und seiner Familie im Kreis Schönberg. Wir wohnen im Wohnmobil direkt im Hof vor dem Haus.
An dieser Adresse werden wir uns auch wohnhaft melden. Die Familie
kümmert sich dann um die Post, wenn wir nicht da sind. Das heißt schriftliche
Post einscannen und an uns per Mail weiterleiten, wenn es wichtig ist. Dazu
müssen wir uns natürlich bei der Gemeindeverwaltung in Schönberg anmelden und
die Autos in Plön ummelden. Zum Glück können wir unsere Göppinger Kennzeichen behalten,
die wir extra ausgesucht haben.
Auf dem To-Do-Plan steht auch noch das komplette Aus- und
Umräumen des Wohnmobils. Denn bis jetzt war die Beladung eher chaotisch und provisorisch.
Wiegen sollten wir unser Wohnmobil auch mal, damit wir
wissen, wo wir mit unserer Zuladung liegen und ob wir unser zulässiges
Gesamtgewicht schon überschritten haben. Dazu haben wir eine spezielle
KFZ-Waage bestellt, mit der man jedes einzelne Rad wiegen und das Gesamtgewicht
errechnen lassen kann.
Also genug zu tun für die Wochen vor unserer Abreise.
Vielleicht schaffen wir es ja noch für ein paar Tage an die Ostsee auf einen Campingplatz
direkt an der Ostsee verbringen – so zumindest die Planung. Die Wiegung muss
sowieso noch ein paar Tage warten, da die Waage zurzeit sowieso nirgends
lieferbar ist.
01.07.2019: Als erste Tat an unserem ersten Tag fern der Heimat haben wir uns ein Frühstück in einem Schwäbisch Gmünder Baumarkt gegönnt. Ja, denn weiter haben wir es am Sonntag nicht mehr geschafft. Bis nach der Abfahrt vom Schloßplatz in Göppingen alles erledigt war – die Fahrräder aufgeladen – alle Schlüssel in Briefkästen werfen – Kühlschrank und Keller vollends leeren – Abschied von Uwes 95-jähriger Mutter im Pflegeheim nehmen – … war es bereits nach 17 Uhr. Also haben wir nach einer kurzen Essenspause beim Muckensee in Schwäbisch Gmünd den nächsten Wohnmobilstellplatz angesteuert.
Wir hatten uns bereit erklärt, auf dem Weg nach Kiel in der Nähe von Hannover direkt an der A7 für unseren Freund Dieter eine Auto-Frontscheibe an einen Käufer zu übergeben. Auf der Fahrt dorthin kamen wir dann auf die Idee, dass uns keiner treibt und wir jetzt alle Freiheiten der Welt haben. Deshalb haben wir ein bereits öfters geplantes und immer wieder verworfenes Ziel angesteuert – den Safari-Park in Hodenhagen bei Hannover, auch direkt an der A7. Kurzer Online-Check und Einbuchung für einen Wohnmobil-Stellplatz für 3 Tage direkt im Parkgelände. Bei der Abfahrt am Morgen des 03. Juli haben wir dann auch die Frontscheibe an den Käufer übergeben.
Wie in der Einladung zur Ausstellung UNTERWEGS beschrieben,
gab es nach der VINNISAGE am 30.06.2019 von 14 bis 15 Uhr noch eine kleine
Winke-Winke-Party. Wer Lust hatte, konnte mit uns auf den Start in unseren
neuen Lebensabschnitt „Die Mayers on Tour – unterwegs-leben“ anstoßen und uns
zum Abschied zuwinken.
Nach Sentimentalitäten und auch ein paar Tränen auf beiden
Seiten sind wir dann auch pünktlich um 15:15 Uhr los gefahren – Richtung Norden
– erstes Ziel: Krummbek bei Kiel.
Nachdem wir am Freitag schon auf dem Schlossplatz Quartier
bezogen haben, musste Uwe am Samstag die Sperrverkehrsschilder für die
Kultur-Nacht Shuttlebusse kontrollieren und die Einschränkung „ab 29.06. ab 16
Uhr“ abmachen und Falschparker notieren und fotografieren. Nach der ersten
Kontrolle bei der Aufstellung der Halteverbotsschilder an den Bus-Haltestellen
am Dienstag musste jetzt kontrolliert werden, wer von Dienstag bis Samstag das
Verbotsschild evtl. nicht gesehen hat, vielleicht sogar im Urlaub war.
Gegen 14 Uhr haben wir dann mit Gia Carlucci zusammen die
Ausstellung auf dem Schlossplatz aufgebaut. Glücklicherweise waren es meist
großflächige Planen, die Maß genau gefertigt und vorbereitet waren.
Von 19 bis 01 Uhr war die Kultur-Nacht dann für die Besucher
geöffnet und Uwe hat sich mit Gia um die interessierten Besucher gekümmert. Tini
hat die letzte Zeit mit den Kindern Matthias und Michael sowie einigen Freunden
genossen. Um 03 Uhr früh am Sonntag ist Uwe dann noch die Kultur-Nacht Route
der Busse abgefahren. Er musste jetzt alle Halteverbotsschilder durch umdrehen
ungültig machen.
Am 26. Juni 2019 sind wir aus der Wohnung vollends ins
Wohnmobil gezogen. Naja, umgezogen ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck:
Wir haben alles was mitmuss, aus der Wohnung ins Wohnmobil verfrachtet und dort
irgendwie gestapelt. Denn wir hatten und darauf geeinigt, dass das endgültige Einräumen
noch keinen großen Sinn macht. Was, wie, wohin im WoMo kommt, wollten wir erst
festlegen, wenn wirklich Alles im und um das Wohnmobil sichtbar aufgestellt
werden konnte. Geplant hatten wir dieses Einräumen in Krummbek. Denn das war
das erste Ziel im Norden, wo wir bei unserem Neffen ein paar Tage im Hof campieren
wollten.
So war es also die ersten Nächte ein hin- und herräumen vom
Bett auf die Vordersitze und wieder zurück, wenn wir das Wohnmobil bewegen
mussten. Der zweitätige Aufenthalt auf dem Wohnmobilstellplatz in
Rechberghausen war also eher provisorisch und von immer wieder verworfenen
Plänen für die Unterbringung des (viel zu vielen) Equipments gezeichnet.
Aber nach und nach ergab sich ein Plan, der neben den
organisatorischen Tätigkeiten für die Göppinger Kultur-Nacht und den Geislinger
Hock, Stück für Stück umgesetzt wurde. Dabei hat sich wieder einmal gezeigt,
wie gut wir harmonieren und uns ergänzen.
Bevor wir ins Wohnmobil einziehen, wollten wir es von außen noch etwas kreativ gestalten. Es soll sich von den anderen Fahrzeugen von der Stange unterscheiden.
Die erste Stufe: Unser Branding mit „Die Mayers on Tour“ und der Webseite www.unterwegs-leben.de auf den beiden Seiten, vorne und hinten. Auf der Rückseite dazu noch eine große Europa-Karte, auf der wir dann unsere gefahrene Route zum Nachvollziehen einzeichnen.
In der zweiten Stufe wollen wir unser Gefährt dann unserem Wohnzimmer nachbilden. Mit Fotos an den Wänden, Bücherregalen und einem Briefkasten. Alles eben außen statt innen, denn es dort keinen Platz durch Schränke und Fenster keinen Platz gibt.
Die gesamten Wochen vor dem großen Tag der Auswanderung
haben sich sehr stressig gestaltet. Viele geschäftliche, aber auch private
Dinge waren noch zu erledigen. Alles, was eben nicht von unterwegs aus möglich
war.
Zudem musste unsere Mietwohnung von persönlichen Dingen
geräumt sein und wir mussten uns immer wieder entscheiden, wohin damit. Das
meiste war klar – entweder haben wir es jemand versprochen, geschenkt oder
verkauft. Die meisten Fotos und Bilder waren bereits eingescannt, bevor sie
entsorgt wurden. Aber immer wieder taucht eine Erinnerung auf es muss eine
Entscheidung getroffen werden, was wir damit anstellen. Eins war klar: am
23.06. muss die Wohnung leer sein zur Übergabe an den Vermieter und an die
Nachmieterin, bzw. Käuferin der Wohnung.
Ein großes Glück war es, dass die Käuferin der Wohnung
unsere gesamte Einrichtung übernommen hat: Möbel, Einrichtung, Deko, Küche,
Geschirr, Gläser, Kochutensilien – einfach alles außer Klamotten und sonstige
persönliche Dinge.
Die Wohnungsübergabe lief dann problemlos über die Bühne und
am 27. Juni sind wir vollends ins Wohnmobil gezogen. Erste Station war der
Wohnmobilstellplatz in Rechberghausen für zwei Nächte. Ab dem 30. Juni sind wir
dann auf den Schlossplatz umgezogen. Das Wohnmobil war dort Teil einer Installation
zum Thema UNTERWEGS und damit ein Teil der gemeinsamen Ausstellung von Uwe und
Gia Carlucci zur 9. Göppinger Kultur-Nacht darstellte.
Denn neben der Organisation der Kultur-Nacht am 29. Juni für
die Stadt Göppingen, wollte Uwe als letzten Abschied auch selbst daran mit
einer Ausstellung in der Station „Stadtkirche“ teilnehmen.
Neben dem Geschäfts-Jahresabschluss 2018 hatte Uwe auch noch
das letzte Mal den Geislinger Hocks, das Stadtfest von Geislinger, am dritten
Juli-Wochenende zu organisieren. Das alles zusammen gab gerade in den letzten drei
Juni-Wochen doch noch ziemlich viel Stress. Aber das ist bei Uwe ja nichts
Ungewöhnliches 😊.
Um allen Befürchtungen vorzugreifen: wir haben es wie
geplant geschafft, am 30. Juni 2019 um 15 Uhr vom Schlossplatz los zu fahren
Richtung Norden …
Die
Ausstellung fand in der Kulturmühle Rechberghausen vom 24.05. bis 08.06.2019
statt. Nach der Vernissage am 24.05.2019 und den Öffnungen an den Wochenenden sowie
am Feiertag gab es am Nachmittag des 08.06.2019 die Finissage der Ausstellung. Es
sollte es der letzte Tag sein, an dem die Besucher die Ausstellung mit den
Bildern genießen können. Aber auch der Tag, an dem alle Bilder abgehängt und
entsorgt werden sollten, die nicht verkauft waren. Dazu haben wir schon bei der
Vernissage eine Preisliste erstellt mit extrem niedrigen Preisen. Manchmal lag
dieser auch unter den eigentlichen Herstellungskosten. Aber nach dem Motto „Das
kann jetzt weg“ war alles besser, als die Sachen zu entsorgen. Und das war
bereits vorher klar: es wird nichts aufgehoben oder eingelagert. Alles kommt
rigoros weg, was keinen Interessenten findet!
Zum Glück
fanden sich viele Liebhaber, so dass einige hundert Euro zusammenkamen. Einige
Käufe wurden sicherlich auch getätigt, um eine kleine Erinnerung an uns zu
haben. Für eine solche Erinnerung hat Uwe auch eine Biografie mit vielen Daten
und Fotos aus seinem Leben zusammengetragen und ein Buch mit über 100 Seiten daraus
gemacht. Der Titel „Das kann jetzt weg“ spiegelt auch das Motto der letzten
Wochen und Monate wieder.
Ab 19 Uhr
gab es dann die große Abschiedsparty mit persönlicher Einladung für Freunde und
Familie. Der Termin zu Pfingsten war aus urlaubstechnischen Gründen nicht
sonderlich günstig, weshalb auch einige liebe Freunde und Verwandte gefehlt
haben. Aber die Terminplanung der attraktiven Ausstellungsflächen in der
Kulturmühle Rechberghausen ließ keinen anderen Termin für die Ausstellung zu.
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