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Entstehung eines Lebenstraumes:

Ab meinem 2. Lehrjahr musste ich für jeweils 3 Monate im Jahr in die Berufsfachschule nach Schwenningen. Dort habe ich 1973 im Alter von 17 Jahren meine Gesellenprüfung als Uhrmacher abgelegt. Bei der Schulabschlussfeier haben einige aus der Klasse das Projekt “Zukunft und Erwartungen” gestartet. Dazu wurde jeder Mitschüler gefragt, was er sich vom Leben erwartet und was er sich wünscht. Das Ganze wurde auf ein Tonband aufgenommen. Ziel war es, bei späteren Treffen zu vergleichen, inwieweit sich die Erwartungen und Träume erfüllt haben.

Leider kam es nie zu seinem solchen Treffen. Aber ich kann mich noch gut daran erinnern, wie mich alle wegen meiner Wünsche belächelt haben.

Meine geäußerten Träume und Wünsche: Nicht heiraten, keine eigenen Kinder, möglichst schnell die Meisterprüfung machen, mich selbstständig machen, unabhängig werden und mit 55 Jahren in Rente gehen und reisen.

Wie sieht es nun heute, 45 Jahre später aus?
Nun, ich bin im Oktober 2017 60 Jahre alt geworden und arbeite immer noch. Allerdings als mein eigener Herr selbständig und relativ unabhängig. Mit dem “mit 55 in Ruhestand gehen” hat es also nicht ganz geklappt. Aber was weiß man schon mit 17 über den “Ruhestand”, was das bedeutet und ob man das überhaupt möchte?

Immerhin befinde ich mich auf dem richtigen Weg: Im Oktober 2018 geht es mit 61 in Rente und im Juli  2019 dauerhaft auf große Tour mit dem Wohnmobil. Zumindest so lange, wie es gesundheitlich und finanziell möglich ist. Ein neuer Begriff dafür gefällt mir zwar nicht, trifft es aber gut: Digitale Nomaden. Ich möchte unser Tun in einem Blog dokumentieren und damit anderen helfen und ermutigen, auch ihre Lebensträume zu verwirklichen.

Nochmal zurück zu den Wünschen aus dem Jahr 1974:
Der Rest hat nämlich ganz gut geklappt. Nach einem Gesellenjahr in meiner Lehrfirma ging es zwei Jahre nach Berlin, bevor ich nach der Meisterschule in Schwenningen als “Deutschlands jüngster Uhrmachermeister” die Prüfung abgelegt habe. Gleich danach habe ich meinen Einstieg in die Selbstständigkeit begonnen. Zunächst drei Tage als angestellter Uhrmachermeister in Stuttgart und zwei Tage selbständig zu Hause als Heimuhrmacher für andere Uhrengeschäfte in Göppingen und Stuttgart. Dann mit genügend Aufträgen vollends in die Selbstständigkeit.

Nach einem zweijährigen Ausflug in die Computerbranche, bei dem ich als einer der Ersten einen Computer- und Copyshop in Göppingen aufgebaut habe, besann ich mich wieder auf meine Wurzeln. Ich übernahm 1982 ein Uhren- und Juweliergeschäft in Ebersbach. Nach einigen Jahren sollte das gemietete Haus mit dem Laden weichen. Durch eine angemessene Ablösesumme stimmte ich der vorzeitigen Mietvertragsauflösung 1991 zu. Ein guter Zeitpunkt, denn die Geldströme im Uhren- und Schmuckbereich flossen meist in die Großstädte und für zwei Juweliergeschäfte war Ebersbach zu klein.

Aber auch hier hatte ich wieder einen guten Riecher und viel Glück. Die Firma GOLD-LAND expandierte und suchte Filialleiter für seine Geschäfte. Als Start war die Filiale Nürnberg mit 20 Angestellten nicht die schlechteste Wahl, da ich dort schon viele Freunde und Bekannte hatte. Leider wurden die Expansionspläne der Firma GOLD-LAND nach Stuttgart nicht verwirklicht, so dass ich nach 4 Jahren wieder nach Göppingen zurückkehrte und von meinem erlernten, aber leider aussterbenden Beruf als Uhrmachermeister Abschied nahm und als freier Immobilienberater auf selbstständiger Basis beim IMMOBILIEN-KONTOR SÜDWEST arbeitete.

Seit meiner Jugend habe ich als Hobby fotografiert, Super8, 16mm und dann mit Video gefilmt. In der Filmschule Stuttgart habe ich zwei Jahre lang die Abendkurse besucht und danach unzählige Veranstaltungen, Hochzeiten und Werbefilme produziert und mich als freier Kameramann und Cutter im professionellen Bereich betätigt. Dazu kamen ab 1985 die 3D-Fotografie und die Produktion von 3D-Multivisionsschauen über meine Reisen nach Irland und Ägypten sowie später über Namibia und Botswana. Für die Veranstaltungen mit bis zu 500 Besuchern habe ich selbst die Werbung und das Marketing gemacht.

1995 konnte ich einem herausragenden finanziellen Angebot nicht widerstehen: mit meinen praxisnahen Kenntnissen und Voraussetzungen im audiovisuellen Bereich und Marketing übernahm ich den Job als Produktmanager für Projektoren und Bildwände bei der Firma COMM-TEC in Uhingen. Diese hatte von KODAK den alleinigen weltweiten Vertrieb als Distributor für die Sparte Projektion übernommen. Trotzdem war klar, dass durch die Entwicklung der digitalen Beamer die Zeit für die Kodak-Produkte gezählt waren.

So startete ich mit einer guten Abfindung und einem finanziellen Polster 1999 in eine neue Ära für mich: ich erstellte Webseiten und vermarktete sie. Nebenbei produzierte ich weitere Multivisionsschauen und ging mit ihnen auf Tour durch Deutschland.  Durch die Arbeit mit Webseiten und Werbung nahm die Fotografie auch wieder mehr Raum in meinem geschäftlichen Alltag ein. Aus meinen Multivisionsschauen wurden Länderabende mit Livemusik, Tanz und Essen. Auf Nachfrage organsierte ich auch fremde Events – am Anfang nur als Zusatz zu meinen Shows, später dann auch unabhängig als Projekt- und Event-Manager. Von 1999 bis 2009 habe ich fast 1.000 Veranstaltungen begleitet – von der kleinen Firmenfeier bis zu Stadtfesten wie dem Geislinger Hock oder der Göppinger Kultur-Nacht. Die beiden letzteren betreue ich übrigens heute noch.

2001 gab ich dann meinen ersten Fotokurs zum Thema “Digitale Fotografie” bei der VHS Göppingen. Dieser Bereich hat sich im Laufe der Zeit verselbstständigt. Die Fotografie und die Kurse & Workshops haben den Bereich Event-Management in den Hintergrund gedrängt. Seit 2008 arbeite ich im eigenen Fotostudio und gebe im Jahr 60-70 Kurse & Workshops im Bereich Fotografie, Bildbearbeitung und Präsentation.

Durch die Liebe von Tini zu Raubkatzen und Afrika kam ich 2007 zum ersten Mal nach Namibia. Dort bewahrheitete sich für uns der Spruch „Einmal Afrika immer Afrika“. Wir kamen nicht mehr davon los und haben Afrika über 10 Mal gemeinsam bereist und mehrere Multivisionsschauen darüber produziert. Seit 2008 sind dann rund 15 von mir begleitete Fotoreisen hinzu gekommen.

 

Privat:

Privat lief alles sehr gut. Meine Mutter ist heute 94 Jahre alt und ihrem Alter entsprechend fit. Als ich 14 Jahre alt war, starb mein Vater an Krebs. Aber „alles ist für etwas gut“. Bei mir bildete es die Selbstsicherheit und Selbstständigkeit aus.

Nach einer 15-jährigen Partnerschaft mit freundschaftlicher Trennung bin heute mit meiner „Tanzstundenbekanntschaft“ von 1975 zusammen – nach dem Motto „und plötzlich hat es Zoom gemacht …“. Wir hatten seit 1975 nie den Kontakt verloren und viel zusammen mit unseren Partnern und Familien erlebt. Ich habe das Aufwachsen der drei Kinder von Tini von Geburt an miterlebt. Der Große lebte mit seinen 18 Jahren bereits in einer eigenen Wohnung, die anderen beiden mit 10 und 12 Jahren gehörten dann ab 1999 auch zu meinem Leben, sind aber auch schon einige Jahre aus dem Haus.

Am  12.12.2012 haben wir uns einen Traum erfüllt und in Namibia geheiratet.

Einen gesundheitlichen Einschnitt gab es 2010 bei mir, als ein Pankreas-Tumor festgestellt wurde. In einer aufwändigen Operation wurde mir die komplette Bauchspeicheldrüse mit Gallenblase und ein Teil des Magens entfernt. Deshalb bin ich heute Diabetiker und muss Insulin spritzen.

Unser gemeinsamer Traum von einem Leben in Namibia war damit vom Tisch, denn keine ausländische Krankenversicherung würde mich heute mit dieser Vorgeschichte aufnehmen.

Das einzig Positive: Durch die Schwerbeschädigung von 50% kann ich mit 61 Jahren in Rente gehen und unseren „neuen Traum“ als europäische Wohnmobil-Nomaden verwirklichen. Genau passend: denn Tini geht ein halbes Jahr später im Juni 2019 in Altersteilzeit.

Fazit:
Also ich kann mich nicht beschweren. Mein Leben war bisher sehr abwechslungsreich, selbstbestimmt und immer nach meinen Wünschen und Neigungen ausgerichtet. So soll es auch bleiben. Deshalb gehen wir jetzt schon eineinhalb Jahre vorher in Planung für den „Rest unseres Lebens“.

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