Ich war nie so “festgelegt” wie mein Mann Uwe. Wir kennen uns ja schon seit der Tanzstundenzeit Ende der Siebziger. Aber damals hatten wir so unterschiedliche Lebensauffassungen – das wäre nie gut gegangen. So mussten fast 25 Jahre ins Land gehen – mit allen Höhen und Tiefen – bis es dann tatsächlich “Zoom” gemacht hat.
Aber ich hatte natürlich auch Wünsche und Träume, die sich teils erfüllt haben und teils auch nicht.
Im Grunde meines Herzens hat mich immer schon ein wenig die Unrast getrieben. Das heißt nicht, dass ich schon in jungen Jahren durch die Welt gereist bin. Ich habe es bloß nirgends wirklich lange ausgehalten. Allein innerhalb 20 Jahren ungefähr 15 Umzüge – immer mit Kind und Kegel. Andererseits war ich ein “Familienkind” – also nicht zu weit weg von den Eltern und der Schwester. Während der damals schönsten Zeit, als meine Schwester und ich schon verheiratet und Kinder hatten, haben wir in direkter Nachbarschaft mit den Eltern gewohnt.
So wie Uwe eine Weile “Weltluft” schnuppern, hätte ich damals nicht gekonnt und auch nicht gewollt.
Ich wusste aber schon mit 15 Jahren: Ich wollte Arzthelferin werden und eigene Kinder haben.
So bin ich schon in meiner Lehrzeit beim Kinderarzt gelandet. Das hat sich auch fast durch meine ganze berufliche Laufbahn gezogen. Nach längerer Pause als Hausfrau und Mutter, in der ich meine drei Kinder geboren und mich ganz der Kindererziehung gewidmet habe, dann der Wiedereinstieg in den Beruf: Kinderambulanz im Krankenhaus und danach wieder beim Kinderarzt.
Uwe und ich haben zwar relativ spät, aber nicht zu spät, unsere Liebe entdeckt und seitdem eine ziemlich stürmische, nie langweilige und tolle Zeit zusammen verbracht. Uwe hatte auf einmal Frau und Kinder – es mussten sich alle aneinander gewöhnen . Inzwischen sind es ohne Wenn und Aber “unsere Kinder”.
Wir sind viel gereist, am Anfang noch mit den Kindern, auch da schon auch mit dem Wohnwagen – später dann zu zweit.
Meine Liebe zu Afrika hat sich hundertprozentig auf Uwe übertragen. Durch seine beruflichen Fotoreisen war er inzwischen doppelt so oft dort wie ich. Aber wir sind auch schon 12 Mal gemeinsam in Namibia und Botswana gewesen. Der Höhepunkt war unsere Hochzeit im Dezember 2012 mitten in der Namib-Wüste in Swakopmund/Namibia und unserer anschließenden Hochzeitsreise nach Südafrika.
Den Traum vom Auswandern nach Namibia haben wir uns allerdings abgeschminkt – zum Teil wegen Uwes Krankheit und teils auch durch die Einreisepolitik des Landes.
Und jetzt auf einmal ist das Rentenalter in Sicht – ich kann’s oft gar nicht glauben – ich gehe tatsächlich auf die 60 zu….
Aktuell arbeite ich bei einer privaten Krankenversicherung. Meine Firma bietet ein Altersteilzeitmodell an, das bei mir seit Mitte 2016 läuft.
So bin ich ab Juli 2019 mit kleinen finanziellen Abstrichen von der Arbeit freigestellt, bis ich die reguläre Rente erreicht habe.
Und was erwarte ich jetzt?
Jedenfalls nicht nach einem langen Arbeitsleben die Hände in den Schoss legen und darauf warten, dass man eines Tages nicht mehr kann wie man will. Die schwere Erkrankung von Uwe hat mich sehr vom “Eines Tages-Modus” in den “Jetzt-Modus” katapultiert.
Wir haben ja seit ein paar Jahren ein Wohnmobil, mit dem wir relativ viel unterwegs sind. Immer wieder haben wir uns vorgestellt, wie es wohl sein könnte, für längere Zeit im Wohnmobil zu leben. Anfangs waren es noch ziemliche Hirngespinste, mit der Zeit hat sich jedoch in langen, intensiven gemeinsamen Gesprächen herauskristallisiert, wie wir uns unseren “Lebensabend” vorstellen. Auf jeden Fall bin ich davon überzeugt: was man nicht versucht und ausprobiert, kann man nicht ablehnen. Und wir versuchen es – ich kann es kaum noch erwarten … ein Abenteuer wird es auf jeden Fall.